38Murano bei Venedig war im 19. Jahrhundert neben Gablonz in Böhmeneine der Hochburgen der Glasschmuckerzeugung. Noch heute ist Muranoals„Glasinsel” bekannt. 1815 machte einer der damals renommiertestenvenezianischen Produzenten, Giorgio Benedetto Barbaria, Kaiser Franz I.ein Mustertableau zum Geschenk(Abb. 28).Sowohl der blaue Hintergrund als auch die Chiffre„F. I.“ und weitere Ornamente sind ganz aus winzigen Stickperlen gearbeitet. Die vier Perlenschnüre zeigen die gesamte Bandbreite und Vielfalt sowie das Können dervenezianischen Glasperlenerzeuger. Die 30 geschliffenen Plättchen sindaus verschiedenen Glasflüssen, im Italienischen„Smalti“ genannt, alsoGlasmassen, die die Grundlage für die Glasschmuckproduktion bilden.Die vier weißen Eckplättchen tragen die Inschriften:„Fabbrica – Smaltie Perle – Giorg. Ben. Barbaria. – Venezia in Novembre 1815.“ Ein wahresPrunkobjekt.Auch der Wiener Anton Franz Lechner widmete seinem Kaiser Franz I.eine Mustertafel. In diesem Fall handelt es sich um Lusterbehangteile(Abb. 29). So unspektakulär die Musterstücke auf den ersten Blick ausschauen mögen, so sind sie doch von einiger Raffinesse. Lechner hattenämlich ein neues Verfahren entwickelt, um„künstliche Bergkristalle“herzustellen. Das Verfahren bestand darin, die kleinen Glasteile mit künstlichen Sprüngen zu versehen, um so durch die Lichtbrechungen ein stärkeres Farbenspiel zu erzeugen. Nun war das Privilegium(Patent), das derErfinder sich erteilen ließ, allerdings ein wenig trivial, da doch„jedes dickeGlasstück dadurch, dass man es erwärmt, und dann in kaltes Wasser wirft,zu künstlichem Bergkrystall wird“, wie ein Zeitgenosse anmerkt. Und daauch der gesunde Menschenverstand sagt, dass sich diese Technik ganzeinfach kopieren lässt, tauchen bereits kurze Zeit später Lusterbestandteile„mit künstlich erzeugten Sprüngen“ aus Gablonz in Böhmen auf. Lechnerselbst erschien seine Erfindung immerhin bedeutend genug, um Musterderselben mit einer Widmung an Kaiser Franz I., wie aus den Initialenhervorgeht, zu versehen und in das kaiserliche Kabinett einzusenden.Doch nicht nur Initialen der Regenten, sondern auch kurze und lange Widmungssprüche finden sich auf Sammlungsgegenständen aller Art.Die Popularität des österreichischen Kaisers Franz I. ist eng verknüpft mitseiner Rolle als„Friedensstifter“, wie wir weiter oben bereits gesehenhaben(vgl. Abb. 2). Diese Bezeichnung bezieht sich auf das Ende derNapoleonischen Kriege, einer unruhigen, kriegerischen Epoche, die mit