72dürfte nach dem berühmten Gemälde„Ecce homo“ des italienischenMalers Guido Reni(1639/40) entstanden sein, das sich heute im Louvre inParis befindet. Die Porzellanfarben wurden auf der Glasur aufgemalt unddann eingebrannt. Die feine Porzellanmalerei zeugt von hoher Qualität, fürdie der Name Schlaggenwald in der Biedermeierzeit stand.Dreimal die Szene der„Geburt Christi“ auf Objekten und in Materialien,die unterschiedlicher kaum sein könnten: Horn, Messing, Kunststoff. DerWerkstoff Horn, etwa die Hörner von Rindern, ist dem Kunststoff jedochnicht unähnlich. Aufgrund der langen Protein-Molekülketten ist Hornsehr flexibel, zumindest, wenn man das Material in Wasser aufweicht.Dann lässt es sich biegen, verformen oder auch in Formen pressen. Wiezum Beispiel bei einer Tabakdose, in deren Deckel das Bildmotiv eingepresst ist(Abb. 57). Die Pressform trug dazu auch noch den Schriftzug:„NAISSANCE DE JESUS“(„Geburt Jesu“). Die Dose wurde anschließendschwarz gefirnisst, so dass sie auf den ersten Blick nicht gleich als Horn zuerkennen ist, sondern beinahe einen lackartigen Charakter aufweist.Auch eineinhalb Jahrhunderte nach Entstehung der Dose ist das Wissenum den Ursprung des Weihnachtsfestes nicht verlorengegangen, auchwenn es inzwischen weitgehend säkularisert wurde und ganz im Zeichenvon Kauf- und Konsumrausch steht. Im Jahr 1996 legte die Deutsche Telekom eine Telefonwertkarte im Wert von 12 DM auf. Sie ist aus Kunststoff,bedruckt und magnetisch kodiert(Abb. 56). Die Rückseite der Karte trägtden erklärenden Text:„Weihnachten – das Fest der Liebe und Freude. DieZeit der Besinnung und Nachdenklichkeit. Im Mittelpunkt des christlichenWeihnachtsfestes steht die Geburt Jesu Christi im Stall von Bethlehem.“Das Kind in der Krippe ist auch heute noch in der Bildsprache präsent.Und für alle, die sich nicht mehr erinnern: In Zeiten ohne Mobiltelefonstanden in Telefonzellen öffentliche Fernsprecheinrichtungen zur Verfügung,die mit Münzen oder mit Telefonwertkarten benutzt werden konnten.Ornamente und Kastenbeschläge aus gepressten Metallblechen standenin der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hoch im Kurs. Als Ausgangsmaterialien dienten etwa Messingbleche oder silberplattierte Kupferbleche.Das Muster der Ornamente wird zunächst gepresst, dann ausgeschnitten,gebeizt, poliert und gefirnisst. Der Einsatz von Maschinen zum Pressender Bleche machte es möglich: Massenhaft erzeugte Metallornamente –einst handgearbeitet und teuer – wurden nun zum beliebten Aufputz desbiedermeierlichen Interieurs. Eine der zahlreichen Mustertafeln in denBeständen enthält neben Ornamenten vielerlei Art auch zwei Medaillons