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Ikonographie und Technik : ... oder wie die Bilder auf die Objekte kommen / Mechthild Dubbi
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176 Lustbarkeiten Der angenehme Müßiggang Man stelle sich das nur einmal vor: Ein Leben ohne Fernseher, Radio, Com­puter, Telefon; ohne E-Mail, SMS, Twitter und Facebook; ohne Flugzeug, Auto, Eisenbahn. Undenkbar?! Doch auch die Menschen in längst vergan­genen Zeiten wussten sich zu amüsieren und Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Ob Tanzen, Singen, Musizieren oder Fischen, Jagen, Reiten Lustbarkeiten aller Art brachten Farbe und Vergnügen ins Leben. Beliebte Genre-Szenen zieren die ganze Bandbreite an Gebrauchsgegen­ständen, etwa Lampenschirme aus bemaltem oder gepresstem Papier und bemalte Teller und Vasen aus Porzellan. Oder wir finden sie gar als Einlege ­arbeit aus Stroh auf einer Scharnierdose. Lampenschirme aus Papier hatten im Biedermeier Hochkonjunktur. Ein ganzes Konvolut 50 Stück unbekannter Herkunft wurde der Sammlung überlassen. Die Stücke tragen geometrische und Blumenmuster, zeigen Stadtansichten sowie Landschaften und eben auch Lustbarkeiten vielerlei Art(Abb. 167). Einige sind von Hand bemalt, andere sind geprägt. Dabei wurde das eingefärbte Papier genau an den weißen Stellen in Formen nach oben gepresst, so dass die Stücke nach dem Prägevorgang einen relief­artigen Charakter aufweisen. Die Lampenschirme mit weißen Reliefs auf blauem oder grünem Grund ähneln von der Anmutung her der bekannten Jasperware von Wedgwood(vgl. Abb. 124 und 125). Und das dürfte kein Zufall sein, traf es doch den Geschmack der Zeit. Doch fanden geprägte Papiere auch für andere Gegenstände Anwen­dung, für Bilderrahmen zum Beispiel. Waren diese aus Goldpapier ge­presst, so ersetzten sie das teurere Messing, von Vergoldungen ganz zu schweigen. Ein Objekt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt ein handbemaltes Papierbild in einem solchen Bilderrahmen aus gepresstem Goldpapier(Abb. 168). Als Vergleich mag eine kleine emaillierte Brosche dienen, die in Bronze gefasst wurde und eine galante Szene zeigt (Abb. 169). Musizieren und Singen gehörten ebenso wie Tanzen zu den beliebten Bildmotiven innerhalb der Genremalerei. Tänzer, Sänger und Musikanten beiderlei Geschlechts bevölkern etwa papierene Objekte wie die oben gezeigten Lampenschirme oder auch bemalte Papierfächer. Die bildliche