108 (entstanden 1915 als Zusammenschluss des Trockenplattenerzeugers Hrdlička mit Langer& Comp. und Goldmann ) heißt es: „Besser als das umfangreichste Tagebuch, deutlicher als eine Biographie, vermag eine Serie von Lichtbildern das Kommen, Werden und Gehen eines Menschen zu schildern. Das ist ja der Grund, warum die Photographie so rasch zum Allgemeingut der ganzen Welt wurde, und darum müssen auch Sie photographieren! Der Photoapparat ist heute vielen zum ständigen Begleiter geworden – eine Urlaubsreise ohne ihn ist undenkbar und ganz einfach eine Verschwendung, denn versuchen Sie einmal, sich an bestimmte Details einer Reise, die Sie vor etwa zehn Jahren gemacht haben, zu erinnern, an Orte und Menschen, an Eindrücke und Stimmungen – und Sie werden staunen und erschrecken, wie wenig Ihnen davon haften geblieben ist. Ganz anders, wenn Sie – und sei es nach mehreren Jahrzehnten – ein Album durchblättern, in dem Ihre Aufnahmen von dieser Reise vereinigt sind: Alles wird wieder lebendig und Sie machen die ganze Reise förmlich nochmals mit…“ Motive des Privatlebens rücken in den Vordergrund, unmittelbar aus dem Leben gegriffene Schnappschüsse. Die ungestellte Aufnahme wird zum Maßstab. Man möge doch ein Brautpaar bei seiner Hochzeit in dem Moment festhalten, wenn es nach der Trauung die Kirche verlässt. Das zeige die Einmaligkeit des Ereignisses, nicht aber die zum Gruppenbild arrangierte Hochzeitsgesellschaft, die nichts vom Fluidum des feierlichen Augenblicks widerspiegle. Ähnliches wird für das Fotografieren von Kindern postuliert: „Denken wir uns bei Kinderaufnahmen(…) ein wenig in die Psyche des Kindes hinein. Wenn es zurechtgeputzt im Sonntagskleid sich vor der Kamera nicht bewegen darf, dann macht ihm das Fotografieren keinen Spaß. Wie können dann Aufnahmen entstehen, die von der Ursprünglichkeit unserer Kinder einen Hauch verspüren lassen? Nein, lassen wir die Kinder spielen und beobachten wir sie ganz unauffällig. Dann werden sie sich weder vor unserer Kamera fürchten noch vor ihr Theater spielen.“
Dokument
Es werde Bild! : Geschichte der Fotokamera / Wolfgang Pensold, Eva Tamara Asboth, Otmar Moritsch
Seite
108
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