Konkurrenz aus Japan: Digitalkameras 155 Nach der Jahrtausendwende erfolgt die Erodierung der analogen Fotogra­fie. Auch das Polaroid­System läuft aus, womit eine nicht unbedeutende künstlerische Ausdrucksform verschwindet. Dieser Erodierungsprozess beginnt schleichend in den 1990er-Jahren, als die alles umfassende Digitalisierung die Fotografie erreicht. Die Digitalisierung verändert die Fotografie grundlegend, indem sie den physischen Bildträger, das Negativ, verschwinden lässt. Die Aufnahme existiert fortan nur in einem elektroni­schen Speicher. An die Stelle des lichtempfindlichen Filmmaterials tritt ein CCD-Bildsensor, bestehend aus einer Matrix an Fotodioden, welche Bild­punkten entsprechen. Beim Fotografieren fällt das Licht durch das Objektiv auf die Bildpunkte des Sensors. Die Intensität des einfallenden Lichts wird Bildpunkt für Bildpunkt gespeichert und später auf einem Bildschirm wie­der angezeigt, Bildpunkt für Bildpunkt. 1991 präsentiert die amerikanische Firma Dycam eine erste Digitalkamera unter dem Namen Model ¾, die über einen derartigen CCD­Bildsensor und ein Speichermodul verfügt. Mit ihr aufgenommene Bilder können auf einen Computer übertragen werden, wenngleich nur in Schwarz-Weiß und in einer noch ziemlich beschränkten Auflösung von 376 x 284 Bildpunkten. Die zunächst noch sehr geringe Auflösung ist denn auch der wichtigste An­griffspunkt der Kritiker der Digitalfotografie. Es ist eine weit verbreitete An­sicht, dass ein Digitalbild einer analogen Aufnahme an Schärfe und Klarheit niemals gleichkommen könne. Das Wirtschaftsmagazin Fortune schreibt dennoch begeistert von einer bevorstehenden Zeitenwende: Ein Sturm technologischer Innovationen und neuer Produkte sammelt sich über der Welt der Fotografie an, der viel von dem wegblasen wird, was bis heute altbekannt ist. Filme, Chemikalien und Dunkelkammer werden ersetzt werden durch eine Technologie, die blendend und altbacken zugleich ist: den Computer. 90 Fotos auf Diskette