160 96 Digitale Taschenkameras realismus an sich infrage gestellt. Doch darf man dabei nicht übersehen, dass die Retuschierung so alt ist wie die Fotografie selbst. Schon seit jeher werden in den Porträtateliers die Gesichter der Kunden verschönert. Im Übrigen formiert sich gegen solche digitalen Schönheitsoperationen am Computerbildschirm zusehends Widerstand, was vor allem im seriösen Fo­tojournalismus zu besonderer Sensibilität gegenüber der digitalen Bildbear­beitung führt. In den folgenden Jahren vollzieht sich eine stetige Verbilligung der digi­talen Fototechnik, wodurch sich Digitalkameras in weiten Bevölkerungs­kreisen verbreiten. Der billige Bildspeicher hat zur Folge, dass man viel ausschweifender fotografiert als mit analogen Kleinbildkameras. Man kann bedenkenlos viele Aufnahmen machen, um die Chancen zu erhöhen, richtig gute Schnappschüsse zu bekommen. Mit einem Monitor ausgestattet, er­laubt die Digitalkamera die Wiedereinführung der Funktion der guten alten Mattscheibe zum Scharfstellen und zum Wählen des Bildausschnitts. Beim Fotografieren mit Smartphones oder Tablet­Computern nimmt die digitale Mattscheibe überdies fast die ganze Kameragröße ein, was ein bequemes Visieren verspricht. Die gemachten Aufnahmen landen zunächst auf einem digitalen Zwischenspeicher, der von Jahr zu Jahr enorm anwächst.