54 In weiterer Folge wurde der Superlativ auf das ganze Spiel ausgedehnt. Das„Auto-Quartett“ von ehedem hatte ausgedient. Jetzt hießen die Spiele„Rassige Wagen“,„Sportflitzer“ und„Superautos“. Ein Quartett spiel, das 1970 noch unter dem schlichten Titel„Rennwagen“ aufgelegt wurde, hieß im Jahr darauf„10.000 PS Rennwagen“. Gegen die Mitte der 1970er-Jahre kamen dann„Heiße Öfen“(1973), die eingangs erwähnten Titel„Donnerbolzen“(1974) und„Motor Monster“(1975). Konsequent wurde der kompetitive Aspekt der Spiele betont. Leistung und Spektakel waren das Verkaufsrezept dieser Jahre. Den Erfolg der Technischen Quartettspiele im Alltag mag eine Beobachtung des Geschäftsführers des Verlags Ferd. Piatnik& Söhne, Dieter Strehl, unterstreichen, dass nämlich„Dichterdarstellungen oder Zitatenquartette […] in den Sammlungen am wenigsten Gebrauchsspuren“ aufwiesen(vgl. den Beitrag von Anne Biber). Das heißt, so die Schlussfolgerung,„sie wurden auch am wenigsten bespielt, während Technische Quartette oft nicht vollständig und nicht selten durch den Gebrauch schwer beschädigt sind.“ 23 Die Experten Für diesen Text ist im Sommer 2017 eine kleine Umfrage unter sieben Quartettspiel-Begeisterten aus(West-)Deutschland und Österreich durchgeführt worden. 24 Die Zahl der Probanden ist also überschaubar; es kann kein Anspruch auf Repräsentativität erhoben werden. Auch befindet sich keine einzige Frau unter den Befragten. Es handelt sich durchwegs um Personen, die Quartettspiele sammeln und zum Teil auch über Foren miteinander verbunden sind. 25 Nichtsdestotrotz brachte die Umfrage ein paar bemerkenswerte Ergebnisse. Die Befragten sind allesamt innerhalb eines guten Jahrzehnts geboren – zwischen 1959 und 1971. Die 1970er – sowie ein paar davor und ein paar danach – sind also jene Jahre, in der sie das Spiel aktiv pflegten, die Zeit ihrer späten Kindheit in die Adoleszenz hin ein. Sie haben sich ihrer Passion intensiv gewidmet und zum Teil noch sehr klare Erinnerung an konkrete Quartettspiele und Situationen. Sie sprechen von der Begeisterung,„Experten“ zu sein,„alle Daten“ zu kennen, von einer„naiven Technikfaszination“. 26 Sie erklären, wie die Regeln im Detail auszulegen waren, und welche Spiele aufgrund der Ausgewogenheit der Fahrzeuge spannender als andere wirkten:„Reizvoll waren immer solche Quartette, die nicht sofort einen Sieger ergaben, weil man die eine oder andere ‚unschlagbare‘ Karte hatte.“ 27 Unisono erklärten die Befragten,
Dokument
Quartettspiele : Sortierungen eines Zeitvertreibs ;
[Sammelband] / Anne Biber, Anne-Katrin Ebert, Franz Rendl, Christian Stadelmann, Wolfgang Stritzinger, Thomas Winkler
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