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Ikonographie und Technik : ... oder wie die Bilder auf die Objekte kommen / Mechthild Dubbi
Entstehung
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12 Die Habsburger Von Angesicht zu Angesicht In Eisen gegossen, in Seide gewebt, in Elfenbein geschnitzt, auf Porzellan gemalt, in Glas geschnitten, in Ton modelliert, auf Kunststoff und Karton gedruckt kein Material, kein Gegenstand, keine Produktionstechnik scheint unmöglich, wenn es um die Allgegenwart der Herrschenden geht. Von der Medaille bis zum Relief, von der Büste bis zum Hosenträger, von der Telefonwertkarte bis zur Pappschachtel, vom Trinkglas bis zur Vase, vom Pfeifenkopf bis zum Zündholzbehälter wird keine Möglichkeit ausgelassen, ihre Majestäten zuvermarkten. Die Hauptakteure der Habsburger imFabriksprodukten-Kabinett sind Franz I. und Ferdinand I. Sie zeigen bei weitem die meiste bildliche Präsenz. Kein Wunder, wurden die kunstgewerblichen Sammlungen doch von Erste­rem ins Leben gerufen und von Zweiterem fortgeführt. Außerdem war das Kabinett vor allem zu ihren Regierungszeiten, seit seiner Gründung 1807 bis in die 1840er Jahre, mit einer Flut an kunsthandwerklichen Erzeugnissen beschickt worden, die ganz im Sinne der ursprünglichen Intention den Gewerbefleiß innerhalb der Habsburgermonarchie unter Beweis stellten. Im Wesentlichen sind es bekannte undoffizielle Porträts mit hohem Wie ­dererkennungswert, die Objekte vielerlei Art schmücken, als Einzelporträts der Monarchen oder als Doppelporträts der jeweiligen Herrscherpaare. Wir begegnen Maria Theresia und ihrem Franz Stephan von Lothringen, Franz I. von Österreich und seiner Carolina Augusta, Ferdinand I. und Maria Anna, Franz Joseph und Elisabeth. Wenn heutzutage in Europa eine royale Hoch­zeit stattfindet, wird der Markt mit Souvenirs aller Art überschwemmt. Die Porträts der frisch Vermählten zieren nahezu alles, von der Kaffeetasse bis zum T-Shirt. Tendenzen zu dieser Vermarktung identitätsstiftender Gegen­stände sind auch im 19. Jahrhundert auszumachen, mögen die Ausmaße im Vergleich zu heute noch so bescheiden gewesen sein. Doch nicht nur zu Eheschließungen, sondern auch zu anderen besonde­ren Anlässen wurden Erinnerungsgegenstände produziert. Und so wird uns in vielen der im Folgenden vorgestellten Sammlungsobjekte auch die Geschichte der Habsburger begegnen, eine Bildergeschichte sozusagen, ein Blick insFamilienalbum. Wie in einem Zeitraffer werden wir einige wichtige kaiserlich-königliche Stationen der Donaumonarchie und ihre Protagonisten streifen. Doch gehen wir chronologisch vor.