54Die Habsburger –Der DoppeladlerWer kennt ihn nicht, den Doppeladler? Häufig wird er mit der österrei chisch-ungarischen Doppelmonarchie gleichgesetzt. Er ist jedoch keineErfindung der Habsburger. Als Herrschaftssymbol und Wappentier hat ereine lange Geschichte. Seine zwei Köpfe stehen für das weltumspannende universale Kaisertum. Zunächst war er das offizielle Reichswappen desRömisch-Deutschen Reiches, danach von 1804 bis 1918 das österreichischeKaiserwappen. Erst seit dem sogenannten„Ausgleich“ mit Ungarn im Jahr1867 wurde der Doppeladler zum gemeinsamen Emblem der österreichisch-ungarischen Monarchie.Im 19. Jahrhundert war der Doppeladler ein beliebtes Motiv in Kunst undKunstgewerbe. Nicht immer lässt er sich als Symbol von herrschaftlichenInitialen trennen. Und so werden uns hier noch einmal einige der bereitsoben vorgestellten Monogramme begegnen, wobei sie dieses Mal in Kombination mit dem Doppeladler auftreten. Seine Attribute sind Reichskrone,Reichsapfel sowie Szepter und Schwert. In der Mitte befindet sich häufig dasgenealogische Wappen der Habsburger.Auf der Gewerbeausstellung 1845 in Wien zeigte Ferdinand Unger,„Fabrikant von Glas- und Compositions-Perlen, nachgeahmten Edelsteinen u.dgl.“ unter der Ausstellungs-Nr. 1163„das Bild eines k.k. Wappen-Adlers,aus allen Gattungen seiner Artikel zusammengesetzt, eine Musterkartederselben“(Abb. 42). Das in Ungers Werkstätten hergestellte Objekt ist miteiner Breite von 114 cm und einer Höhe von 144 cm die imposante Visitenkarte seines Produzenten, der zu den erfolgreichsten böhmischen Glas schmuckunternehmern seiner Zeit zählte. Der Adler besteht aus Glasper len, Glasstiften und Metallteilen, die auf Seide gearbeitet sind und ist dasErgebnis des Zusammenspiels zwischen einem„Lapidaire“(Steinschneider)und einem„Gürtler“(zuständig für das Metall), deren vorzügliche Leistungen im Ausstellungbericht explizite Erwähnung finden.Neben Reichskrone, Reichsapfel sowie Schwert und Szepter befindet sichin der Mitte das genealogische Wappen der Habsburger. Die Wappen derKronländer der Habsburgermonarchie sind von rechts oben im Uhrzeigersinn: Böhmen – Galizien – Niederösterreich – Salzburg – Kärnten undSteiermark – Tirol – Mähren und Schlesien – Siebenbürgen – Illyrien –Lombardo-Venetien – Ungarn. Die Habsburgermonarchie war ein Vielvöl-