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Ikonographie und Technik : ... oder wie die Bilder auf die Objekte kommen / Mechthild Dubbi
Entstehung
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92 Das Kreuz als Symbol Als Teil der Leidensgeschichte Christi ist das Kreuz, das den Corpus Christi trägt, als Kruzifix definiert, wie weiter oben zu sehen war. Doch die Form des Kreuzes hat darüber hinausgehende Bedeutung(en). Das durch eine horizontale und eine vertikale Linie definierte geometrische Gebilde eines Kreuzes lässt sich bis in die Steinzeit, also die Frühzeit der Menschheit zu ­rückverfolgen. Es hat sowohl kulturelle als auch religiöse Bedeutung. Von den verschiedenen Ausformungen seien nur einige erwähnt: das Griechi ­sche Kreuz(zwei gleich lange Balken), das Keltenkreuz(ein Ring um den Schnittpunkt der Balken), das Tatzenkreuz(verbreiterte Balkenenden) und das lateinische Kreuz(Balkenkreuz mit verlängertem Stützbalken). Im westlichen Kulturraum ist das Kreuz vor allem als Symbol des Christen ­tums verbreitet, wurde es doch im 5. Jahrhundert u. Z. offiziell als christli ­ches Zeichen eingeführt. Im Christentum versinnbildlicht der verlängerte vertikale Balken die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, die Ver ­bindung zwischen Himmel und Erde, wohingegen der horizontale Balken die Beziehung der Menschen untereinander symbolisiert. Dieses lateini ­sche oder auch Hochkreuz begegnet uns etwa als Grab- und Gipfelkreuz, als Stand- oder Wandkreuz oder als Schmuckstück in Form eines Kreuzan ­hängers. Die Bandbreite der verwendeten Materialien dieser Kreuze und Kreuzchen ist beachtlich und ruft manchmal auch Erstaunen hervor. Ein schlichtes Wandkreuz aus schwarzem Ebenholz erscheint unspekta ­kulär(Abb. 80). Hervorzuheben ist, dass es nicht von Hand geschnitzt, sondern auf einer Maschine geschnitten wurde, wie der Inventareintrag eigens erwähnt. Von einem Standkreuz wissen wir, dass Johann Fichtner es 1835 auf der Gewerbeausstellung in Wien präsentierte(Abb. 81). Das außergewöhnliche Dekor besteht aus einerzu unechtem Schmuck gut verwendbaren Legi[e]rung von Zink und Blei, wie dort zu lesen ist. Diese Zink-Komposition wurde zu Ornamenten gepresst und dann auf einen Holzträger montiert. Außerdem wurden Schmucksteine aus Glas verwen ­det. Das Objekt dürfte als Kirchenkreuz gedacht gewesen sein. Noch interessanter ist ein kleines Objekt unbekannter Herkunft, das jahrzehntelang unter dem TitelHolzkreuz mit angeklebten Glassplit ­tern im Inventar geführt wurde(Abb. 82). Auf den ersten Blick schaut es wirklich so aus, als seien hier rote Glaspartikelchen verarbeitet worden. Erst eine Analyse ergab, dass es sich bei dem verwendeten Material um