98 Ein Halskreuzchen der ganz besonderen Art mag uns heute befremd ­lich erscheinen, ist es doch aus Menschenhaar gefertigt(Abb. 90). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren kunstgewerbliche Gegenstände aus Haargeflechten jedoch keine Seltenheit, im Gegenteil erfreuten sie sich ausgesprochener Beliebtheit. Hier handelt es sich um einen kleinen Kreuzanhänger an einer Halskette, die aus filigranenPerlen aus Men ­schenhaar gefertigt ist. Die netzartigen kleinen Kugeln werden durch eine Art Klöppeltechnik, das heißt durch Verdrehen und Verkreuzen erzeugt, wobei menschliche Haare wie Fäden verarbeitet werden. Aufgrund des sehr biegsamen und flexiblen Materials wurden diese Flechten häufig als elastische Bänder bezeichnet. DasDamen-Collier mit Kreuz wurde 1820 von dem Wiener Perückenmacher Ludwig Liebler verfertigt. Es dürfte aus ungefähr 300 Haaren von ca. 80 cm Länge bestehen. Perlen, das ist auch das Stichwort für eine andere Objektgattung, bei der das Kreuz eine zentrale Rolle spielt. Die Rede ist vom Rosenkranz, einer Zähl- oder Gebetskette, die in der katholischen Kirche Verwendung findet. Er besteht aus 59 Perlen, der geschlossene Kranz aus einer Abfolge von fünfmal jeweils zehn kleinen und einer großen Perle sowie einem Kreuz, das mit weiteren vier Perlen an der Kette befestigt ist. Das Kreuz sowie jede einzelne Perle stehen für ein bestimmtes Gebet. Das Kreuzchen kann entweder geschnitzt sein, etwa aus Bein oder Perlmutt(Abb. 91 und 92), oder es kann auch selbst wiederum aus Perlen zusammengesetzt sein, wie bei zwei Rosenkränzen aus Murano, bei denen das Kreuz aus drei Langper ­len stilisiert wurde(Abb. 93). 9 K 0 REPUEZRALENNHKÄENTGTEERMIT Menschenhaar, geklöppelt Ludwig Liebler, Wien, 1820 Inv.Nr. 24465