108 imitierenden Statue und dem dunklen Sockel. So dürfte sie in den Handel gekommen sein. Spätere Besitzer haben jedoch Hand angelegt und ver ­sucht, sie zu beleuchten. Und so wurde die Figur auf einen weiteren rosa Kunststoffsockel montiert, angebohrt sowie mit einemHeiligenschein aus bunten Plastikkerzen versehen und mit einem Kabel an den elektri ­schen Strom angeschlossen. Ob diese 220 Volt-Konstruktion die Madonna jemals erleuchtet hat oder ob gar Personen zu Schaden kamen, ist nicht bekannt. All die Manipulationen waren jedoch so unsachgemäß, dass das Objekt als Negativbeispiel für den Aspekt der Sicherheit in den Sammlun ­gen des Technischen Museums Wien landete. Nicht immer sind Mutter und Kind zu zweit, häufiger Gast ist der kleine Jo ­hannes der Täufer, der meistens an dem Kreuz zu erkennen ist, das er mit sich herumträgt. Die Madonna mit Jesus und Johannes fand auch Platz in einer Muschel, in einer Perlmutterschale(Abb. 101), einem sehr originellen Stück, das von leider unbekannter Hand geschaffen wurde. Im Unterschied zur Emailmalerei, bei der die Farben nach dem Aufbringen eingebrannt werden und so recht widerstandsfähig sind, sind Kaltmalereien relativ schutzlos allen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Daher zeigt auch die bemalte Perlmutterschale Beschädigungen, an einigen Stellen ist die Malerei zerkratzt. Dezidiert mit einem Schutz hat man eine andere Mariengruppe versehen, die vermutlich ebenfalls den kleinen Johannes den Täufer einschließt, auch wenn er nicht sein charakteristisches Kreuz trägt.Gelatinierter Gipsabguß, eine Madonna darstellend, so ist es im Inventar vermerkt (Abb. 102). Gelatine ist den meisten von uns als Geliermittel bekannt, vom Gummibärchen über Tortenguss und Aspik bis hin zur Hülle von Tabletten ­kapseln. Hauptbestandteile sind tierische Proteine wie Kollagen, gewon ­nen etwa aus Schweineschwarten. Dass der Stoff früher auch als Firniss Verwendung fand, dürfte dagegen weniger bekannt sein. Gelatinieren, so nannte man das Verfahren, mit dem vor allem Buntpapiere mit gelatinar ­tigen Massen überzogen wurden, denen weitere Bestandteile wie etwa Leim beigemengt waren, um sie gegen äußere Einwirkungen zu schützen oder ihnen ein porzellanartiges Aussehen zu geben. Doch auch andere Materialien ließen sich auf diese Art versiegeln, etwa Gips, ein Mineral aus der Klasse der Sulfate. Und genau das ist im Falle der Mariengruppe geschehen. Doch diente der Firniss vermutlich in erster Linie dazu, dem eher gewöhnlichen Gipsabguss ein ansprechenderes Äußeres zu geben. Und so mutet die kleine Mariengruppe auf den ersten Blick beinahe wie eine Elfenbeinschnitzerei an.