11 2 Das Bild der Landschaft einfangen... sodass die aufrechte Lichtprojektion von Malern als Vorlage zur naturge­treuen Wiedergabe von Proportionen und Konturen genutzt werden kann. Landschaftsmaler bedienen sich oftmals einer transportablen Camera obscura, die sie an Ort und Stelle aufstellen, um ihr Motiv exakt abzeichnen zu können. Solche tragbaren Modelle sind bisweilen mit einer Wechselop­tik ausgestattet, um den Bildwinkel dem gewünschten Motiv anpassen zu können. Eine transportable Camera obscura, in deren Inneren mehrere Zeichner Platz finden, wird von dem Jesuitenpater Athanasius Kircher in seinem 1646 erschienenen Buch Ars magna lucis et umbrae beschrieben. Der deutsche Prämonstratensermönch Johannes Zahn präsentiert 1685 hingegen eine kleine kistenförmige Camera obscura, die man leicht in Händen halten und mit sich tragen kann. Das sogenannte Oculus artificia­lis, also das künstliche Auge, wie er sie nennt, ist mit einem Umlenkspiegel ausgestattet, der in einem Winkel von 45 Grad zum Objektiv steht und das einstrahlende Bild auf das oben liegende Mattglas reflektiert. In dem verwendeten Objektiv sind einzelne Linsen gegeneinander verschiebbar, wodurch sich Weitwinkel- und Telewirkungen erzielen lassen. In welcher Form auch immer, die Camera obscura versammelt die grundlegenden Elemente der Fotografie. Was noch fehlt, ist die Fixierung des Lichtbilds, für die es fortgeschrittener Erkenntnisse namentlich in der Chemie bedarf. Diese lassen aber bis ins 19. Jh. auf sich warten.