19 aus der Kamera, zwei Kästen für die Bedampfung der Platte mit Jod und Quecksilber, den zugehörigen Instrumenten sowie zwei Silberplatten samt Anleitung um 45 Gulden erstehen kann. Preisgünstig ist das nicht, der potenzielle Käuferkreis entsprechend eng. In Wien treffen regelmäßig die Mitglieder der sogenannten Fürstenhofrun­de zusammen. Dabei handelt es sich um einen Personenkreis, dem Wis­senschaftler, Künstler und Gewerbetreibende angehören. Benannt ist die Gruppe nach dem Fürstenhof, in dem ein Mitglied des Kreises, der Berliner Naturforscher und Maler Carl Schuh, lebt und wo die Gruppe zusammen­kommt, um über alle möglichen naturwissenschaftlich-technischen Themen der Optik, der Mechanik, der Chemie oder der Biologie zu debattieren. Zu dieser Runde zählen der Direktor des Polytechnischen Instituts, Johann Joseph Prechtl, und einer seiner Assistenten, Anton Georg Martin. Die Runde verfolgt das Ziel, die wissenschaftliche Theorie mit der Praxis des Gewerbslebens zusammenzuführen. Eine Zielsetzung, die ganz und gar jener des Niederösterreichischen Gewerbe-Vereins entspricht, der im selben Jahr gegründet wird und dem so manches Mitglied der Fürstenhofrunde an­gehört. Männer wie Ettingshausen, Martin oder der Optiker Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer sind in beiden Institutionen vertreten und sorgen da­für, dass die Ziele der Fürstenhofrunde alsbald im Gewerbe-Verein verfolgt werden. Im Rahmen dieser Fürstenhofrunde führt dann auch der aus Paris zurück­gekehrte Mathematiker Andreas von Ettingshausen die Daguerre-Kame­ra vor, die er in Frankreich erstanden hat. Die Folge ist, dass sich viele Teilnehmer selbst mit der Daguerreotypie auseinanderzusetzen beginnen. Man will sie verbessern und ihren Unikatcharakter überwinden und sucht nach geeigneten Methoden der Vervielfältigung einer Aufnahme. Der Anatomieprofessor Joseph Berres, ebenfalls Mitglied der Fürstenhofrunde, stellt 1840 erfolgreiche Versuche an, daguerreotypische Aufnahmen in die Metallplatte zu ätzen, um davon in größerer Zahl Abdrucke herstellen zu können. Diese Drucke nennt er Phototypen. Eine besondere Bedeutung erlangt dieses Verfahren allerdings nicht.