46 deren weiteren Fortschritt fördern soll“. Auf der Weltausstellung ist natürlich auch die Fotografie vertreten, und zwar in zweifacher Hinsicht: Einerseits sorgt eine aus sechs heimischen Fotografen bestehende Photographen-Association für die Dokumentation des weitläufigen Ereignisses. Bereits ein Jahr vor Eröffnung nehmen sie ihre Arbeit auf und fotografieren die Aufbauarbeiten. Sie verfügen über einen eigenen Pavillon am Ausstellungsgelände, in dem sich Ateliers und Dunkelkammern befinden, sowie über einen Verkaufspavillon. Von den Aufnahmen aller Formate, die sie herstellen, gehen letztlich eineinhalb Millionen Abzüge in den Handel. Andererseits ist die Fotografie selbst Thema der Ausstellung. Der k.k. Hof-Photograph und Angehörige der Photographen-Association Josef Löwy schreibt im Officiellen Ausstellungsbericht über die ausgestellten Fotografien – neben Werken aus verschiedenen Ländern auch über die heimische Produktion, die den größten Anteil stellt. Neben Porträts, Gemäldereproduktionen und sonstigen Genres sind zunehmend auch Landschaftsaufnahmen vertreten. Selbst in der Produktion der Wiener Fotografen, die seit jeher vom Porträt dominiert werde, nehme die Landschaft mittlerweile eine respektable Stellung ein: „Die Landschaftsfotografie hat sich erst seit einigen Jahren zu einer grösseren Bedeutung in Oesterreich emporgeschwungen; früher beschränkte sich dieselbe fast nur auf die Aufnahmen verschiedener Ansichten des vielbereisten Salzkammergutes, in neuerer Zeit hat aber das Landschaftsfach reichlichen und dankbaren Stoff durch die vielen und interessanten Bahnbauten, sowie die grossartigen Architekturschöpfungen in Wien erhalten.“ Löwy meint damit wohl nicht zuletzt seine eigenen Aufnahmen von Eisenbahnstrecken sowie diverse Wien-Ansichten samt Aufnahmen der Votivkirche. So manch anderer Fotograf bietet ebenfalls „Wiener Ansichten“, aber auch „Ansichten aus Steiermark“, Bilder vom Salzburger Gebirgspanorama oder Kärntner Landschaften, Karpatenlandschaften oder Szenen aus dem Siebenbürgener Dorfleben. Schließlich bieten sich dem Ausstellungsbesucher auch Aufnahmen aus China und Japan und sogar Aufnahmen von einer Polarexpedition. Aussteller aus New York zeigen stereoskopische Ansichten der Niagarafälle. Letztendlich wird der Auftrag, die Weltausstellung zu fotografieren, wie übrigens die Weltausstellung selbst, zum finanziellen Desaster. Schlechtes Wetter, die Cholera und der Börsenkrach lassen die erhofften Millionen Besucher ausbleiben und mit ihnen die erwarteten Einnahmen.
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Es werde Bild! : Geschichte der Fotokamera / Wolfgang Pensold, Eva Tamara Asboth, Otmar Moritsch
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