Die Fotografie alsVolkskunst105In den Jahren nach dem Weltkrieg herrscht in großen Teilen der Bevölkerung Armut. Vielen Zeitgenossen fehlt das Geld für die notwendigstenAnschaffungen des alltäglichen Daseins. Sich einem Hobby wie demFotografieren zu widmen, ist oft vollkommen illusorisch. Um das Geschäftmit der Fotografie dennoch langsam anzukurbeln, bringen die Hersteller simple, erschwingliche Kameras überkommenen Typs auf den Markt.Billige Boxkameras vonKodaksind nach wie vor gefragt, etwa dieKodakCartridge Hawk Eyefür Rollfilm im Format von 6 x 9 Zentimetern, die beiSiegfried Wachtl in Wien 1927 um 16 Schilling zu bekommen ist. Am Marktsind aber auch deutsche Box-Kameras. Die von der Firma Goerz herausgebrachteBox Tengorwird im firmeneigenen Katalog als„besonders für dieJugend und für Anfänger geeignet“beschrieben. Und nachdemGoerzmitden KameraherstellernICA, Contessa-Nettelund Ernemann zuZeiss Ikonfusioniert, kommt dieBox Tengorunter neuer Marke in den ModellenBabyBox, Box Tengor IundBox Tengor IIheraus. Ab 1931 wird in DeutschlanddieAgfa Boxum nur vier Reichsmark verkauft, weshalb sie im Volksmundalsbald als„Vier-Mark-Box“firmiert. Im Jahr darauf werden bereits übereine Million Exemplare abgesetzt.Neben den Box-Kameras zirkulieren einfach zu bedienende Klappkameras,wie sie von vielen Herstellern angeboten werden.Agfabringt neben älterenModellen derClackSerie unter anderem die erfolgreiche RollfilmklappkameraBillyim Format 6 x 9 Zentimeter heraus. Mit ihrem vergleichsweise niedrigen Preis von 33 Reichsmark entspricht sie den Vorstellungendes Werkleiters Bruno Uhl, der den Amateurmarkt erobern will.Billywirdtatsächlich zum Verkaufsschlager. BeiHerlangoin Wien ist dieAgfa BillyClack um 44 Schilling erhältlich, die KlappkameraAgfa-Standardum 77Schilling. Eine billigere Ausführung derAgfa-Standard,die als„besondersfür Jugendliche und Anfänger geeignet“gepriesen wird, gibt es um 28Schilling.5p5ulvBerernanlseBnlditezlsicMhta,gunmes1iu9m30-