DasKleinbildformat111Allmählich geht die Ära der Box- und Klappkameras zu Ende, auch die desoffenen Blitzlichts sowie der Platten und des Planfilms. Ausschlaggebenddafür ist, dass mit der Kleinbildkamera ein völlig neuer Kameratyp auf derBühne erscheint. Die 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse erstmals gezeigte Kamera der Wetzlarer FirmaLeitz,dieLeica– vonLeitz Camera–, istklein, handlich, robust und kann in jede Manteltasche gesteckt werden. Sieerlaubt unauffällige Bedienung, um unbeobachtet interessante Schnappschüsse machen zu können. Es bedarf allerdings einer gewissen Routineim Umgang mit Belichtung, Blendenöffnung und Entfernung, um scharfeAufnahmen zustande zu bringen. Umfangreiche Tabellenbüchlein gebenAuskunft darüber, welche Werte an der Kamera jeweils einzustellen sind.Paul Wolff, Autor diverser Ratgeberbücher, schreibt:„Eine Box ist natürlich einfacher zu bedienen als eine Kleinkamera. Hierwerden einem alle Griffe bald zur Selbstverständlichkeit. Eine Kleinkamera erfordert nun einmal auf Grund ihrer ganz andersartigen Präzision undAnwendung sehr viel vorausgehende Schulung, bis jeder Griff zu derselbenSelbstverständlichkeit wird, als habe man ein ganz einfaches Apparatchen inder Hand.“Ein Drehknopf dient zum Einstellen der Belichtungszeit, ein eingebauterFernrohrsucher erlaubt durch die Kamera hindurch, parallel zum Objektiv, zuvisieren und ermöglicht, so gut wie kaum je zuvor, das Motiv in den Blick zubekommen. Als Objektiv dient ein zunächst in die Kamera fix eingebauterLeitz-Anastigmat 3,5/50 Millimeter. Dieses lichtstarke Objektiv und derSchlitzverschluss lassen Schnappschüsse von bewegten Szenen ohne Blitzzu. Die Kamera arbeitet mit 35 Millimeter-Film, was den Vorteil hat, dassman das günstige Filmmaterial, das in der Kinoindustrie in großen Mengenhergestellt wird, benutzen kann. Der perforierte Film wird in einer Längevon 1,65 Meter – das sind 36 Einzelbilder – unter Lichtabschluss in eine60Leica-Prospekt, 1932