Spiegelreflex- oder Sucherkamera? 131 Das optische Unternehmen Franke& Heidecke vertreibt seit der Zwischen­kriegszeit erfolgreich Rollfilmkameras für das Mittelformat 6 x 6 Zentime­ter, die Rolleiflex, sowie die preisgünstige Schwester für ambitionierte Amateure, die sich das Spitzenmodell nicht leisten können, die Rolleicord. Bei beiden Modellen handelt es sich um Spiegelreflexkameras mit zwei Objektiven einem Aufnahmeobjektiv und einem Sucherobjektiv, die zur Scharfeinstellung mechanisch gekoppelt sind. Das Sucherbild erscheint in Originalgröße auf einer Mattscheibe, die an der Oberseite der Kamera durch einen ausklappbaren Lichtschacht zu sehen ist. Durch Hineinschau­en von oben erlaubt die Mattscheibe den Bildausschnitt festzulegen und die Schärfe einzustellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kann die Firma mit Unterstützung der briti­schen Besatzungsmacht die Produktion von zweiäugigen Spiegelreflexka­meras rasch wieder aufnehmen, was eine Blütezeit zur Folge hat. In den 1950er-Jahren ist die Rolleiflex die gefragteste Kamera bei Pressefotogra­fen. Sie ist so erfolgreich, dass es bald zahlreiche Imitationen gibt. Vor al­lem japanische Hersteller sind im Nachbau aktiv. Als sich aber gegen Ende der 1950er-Jahre die Pressefotografen zunehmend für Kleinbildkameras und die Studiofotografen für einäugige Spiegelreflexkameras entscheiden, gerät sie allmählich ins Hintertreffen, und die Produktion der zweiäugigen Kameras wird letztlich eingestellt. Als Konkurrentin der Rolleiflex firmieren zunächst auch noch die Mittelfor­mat-Rollfilmkameras der schwedischen Firma Hasselblad. 1957 erscheint die einäugige Hasselblad 500 C mit wechselbaren Rollfilmmagazinen. Sie ist für die Bildformate 6 x 6, 4,5 x 6 und 4 x 4 Zentimeter erhältlich. Diese einäugige Spiegelreflexkamera bietet ebenfalls ein helles, großes Sucherbild auf der Mattscheibe, das sich durch das Fehlen jeglicher Paral­laxe auszeichnet, da es nur ein einziges Objektiv gibt, das gleichzeitig als 7 R 4 OLSLPEIEICGOELRRDE, FuLmEX1K9A55MERA