70auffällt: Es sind gestalterisch besonders ansprechende Spiele. Die Darstellungen auf den Karten sind Drucke nach kunstfertig gezeichneten odergemalten Illustrationen oder hochwertigen Fotografien; verpackt sind dieKartenspiele in buntpapierkaschierte Schachteln, meist beklebt mit einemTitelbild im Farbdruck. Die Themen der Spiele, wie Zitate, Sprachen, Musik,Malerei oder Geografie verraten, dass es sich um Lernspiele handelt.Die Spiele sind Produkte der im 19. Jahrhundert in Europa und Nordamerikaentstandenen, modernen Spieleindustrie, die dank maschineller Herstellungund wirtschaftlicher Ausrichtung Familienspiele in der damaligen Form erstschuf und für immer breitere Kreise erschwinglich machte. Die Zielgruppedieser Spieleverlage und-fabriken war die bildungsbürgerliche Familie,in der das Spiel zu jener Zeit eine Funktionalisierung zur Vermittlung vonWissen und Moralvorstellungen erfuhr.1Der Anspruch an das Spiel traf umdie Jahrhundertwende zusammen mit den aufkommenden Theorien derReformpädagogik und der ihr nahestehenden Kunsterziehungsbewegung,welche eine„lebenslange Auseinandersetzung mit Kunst als eine grundsätzliche Lebensschulung“2auffasste. Aus diesem Kontext erklärt sich neben denbildungsbürgerlichen Themen der Spiele auch der Qualitätsanspruch derVerlage: Es waren„die Darstellungen das Medium zur Wissensvermittlung“3,die künstlerische Qualität ein Instrument der ästhetischen und moralischenBildung. Die größten Hersteller von Quartettspielen in der ersten Hälftedes 20. Jahrhunderts waren die Verlage Josef Scholz in Mainz, J. W. Spear& Söhne in Nürnberg, Otto Maier in Ravensburg und O.& M. Hausser inLudwigsburg. Die dank des ansässigen Druckgewerbes günstige, teilweisebereits seit dem Spätmittelalter gewachsene Infrastruktur lockte die größtenHersteller in deutsche Städte und machte Deutschland zum Zentrum derQuartettkarten-, aber auch generell der Spieleproduktion in Europa.4Autoren und AutorinnenDie Verwandtschaft zum Buch ist ein Merkmal der frühen Quartettspiele.Einige Spieleverlage waren aus Kinderbuchverlagen hervorgegangen odergleichzeitig als solche aktiv. So zum Beispiel der Verlag Otto Maier, der ganzim Sinne der Kunsterziehungsbewegung seit etwa 1900 neben Beschäftigungsspielen auch Lehr- und Vorlagenbücher zum Thema Malen und Zeich nen im Programm hatte.5Zudem wurden die Bilder auf den Spielen oft vonKinderbuchillustratorInnen entworfen, die einige Verlage auch namentlichals AutorInnen der Spiele nannten. Der Quartettkartensammler und-forscherErnst Krumbein beschreibt mehrere Spiele dieser Art aus der Produktion