Akademische MalerInnen, druckreife Schnipsel, verbissenes Spiel Eine Spurensuche in der Kunststoffbox Anne Biber 69 Wie entsteht eigentlich ein Quartettspiel? Im Herstellungsprozess folgen auf die Idee der Entwurf, das Erstellen der Druckvorlage, der Druck, gege­benenfalls das Verleimen und Veredeln des Papiers und nicht zuletzt das Anfertigen der Verpackung. An diesem Ablauf hat sich seit den ersten Quar­tettspielen des späten 19. Jahrhunderts nichts Wesentliches geändert, und auch die Entstehungsstätten sind bis heute meist die Spieleverlage, von de­nen viele über eigene Produktionseinrichtungen verfügen. Betrachtet man die einzelnen Schritte aber im Detail, so ist infolge geänderter Ansprüche und technischer Neuerungen kaum etwas beim Alten geblieben. Dement­sprechend wenig haben dasCitaten-Quartett, als ältestes Quartettspiel in der Sammlung des Technischen Museums Wien, und dieWeb Trumps, als eines der jüngsten, miteinander zu tun. Oder täuscht dieser Eindruck? Dieser Beitrag geht auf einem Streifzug durch die Geschichte des Quartett­spiels gestalterischen Entwicklungsschritten nach. Zum Teil korrespondieren diese mit Änderungen der Themen und Ansprüche, meist hängen sie mit Gegebenheiten in der Produktion zusammen, und immer wird man mit interessanten Geschichten belohnt, wenn man die Gründe für Veränderun­gen hinterfragt. Der Text lädt zu diesem Hinterfragen ein. Er ist ergänzend zu jenem von Christian Stadelmann in diesem Buch zu sehen, nimmt aber die visuellen Qualitäten der Kartenspiele ins Visier, die bisher weitgehend unerforscht sind. Der Perspektivenwechsel schreckt vor einer 180-Grad-Dre­hung nicht zurück, um einen genaueren Blick auf die Rückseiten der Karten zu gewähren. Und es wird die Frage aufgeworfen, was Bissspuren auf einer Karte bedeuten könnten. Die ersten Quartettspiele Ein relativ kleiner Teil der Quartettspiele aus dem Bestand des Technischen Museums Wien datiert in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert. Was AUSSTELLUNG QUARTETTSPIELE TMW 2017/18, Vitrine 5aDer Bürger Gut(Detail)