83Sammelquartettspiele der 1950er-JahreDie Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik& Söhne entwickelte sich in den Nachkriegsjahren zu einem führenden Produzenten hochwertiger Sammelquartettspiele. In der Preisliste aus dem Jahr 1947 finden sich noch ein Tier-,ein Blumen- und ein Märchen-Quartett. 1955 sind es neben diesen zusätzlich die Quartettspiele„Kinderfreuden“,„Kasperltheater“, das„Österr.Trachten-Quartett“ sowie ein Dichter-, ein Städte- und ein Opern-Quartett. Der Unternehmensphilosophie gemäß, aber auch in Fortführung derTradition des Quartettspiels mit pädagogischem Anspruch, setzte der Verlag bei der Gestaltung auf Qualität. Für die Entwürfe wurden renommierteIllustratorInnen beauftragt, die auch als AutorInnen genannt wurden, undzwar mit dem wie ein Gütesiegel erscheinenden Zusatz„AK Maler“ oder„Akad. Maler“, wenn es sich um akademisch ausgebildete KünstlerInnenhandelte. Die ersten beiden dieser Quartettspiele waren ein Blumen- undein Tier-Quartett des österreichischen Gebrauchsgrafikers Hubert Lechner(1903–1990).32In der Sammlung des Technischen Museums Wien befindetsich das Blumen Quartett mit Bildern des„Ak. Maler[s] H. Deim“, das alsneue Variante auf das von Lechner illustrierte Spiel folgte. Wahrscheinlich handelt es sich bei H. Deim um den im Lexikon der Exlibriskünstlerangeführten Österreicher Hermann Deim(1901, Todesdatum unbekannt).33Der pädagogische Anspruch des Verlags drückt sich aber nicht nur in derQualität der Abbildungen aus. Bei manchen Spielen wurden sogar dieRückseiten benutzt, um vertiefendes Wissen zu vermitteln. Die Erwägung,besonders findige Kinder könnten die Unterscheidbarkeit der Rückseitenals Schummelhilfe heranziehen, schien keine Rolle gespielt zu haben. Esging offenbar ums Lernen, nicht ums Gewinnen. Um diese Botschaft gleichkenntlich zu machen, waren Blumen-, Tier-, Dichter-, Märchen-, Opernund Städtequartette bei Piatnik in Schachteln in Buchform zu beziehen.34Und auch bei anderen Verlagen wie F. X. Schmid in München und der Bielefelder Spielkarten GmbH wurde in den 1950er-Jahren in ähnlicher Formdas Quartett- als Lernspiel in Szene gesetzt und vermarktet.Eine Druckerei als Ursprung des„Auto-Quartetts“In den 1950er-Jahren sollte sich, zunächst parallel zu diesen Lernspielen, eineganz neue Art des Quartettspiels entwickeln. Den Wandel vom Sammel- zumStichquartett leitete das inzwischen in SammlerInnenkreisen legendäre, ersteAutoquartettspiel der Vereinigten Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken ein. Während der Beitrag von Christian Stadelmann sich ausführlich