86das Auto optisch freigestellt.“352004 demonstrierte Seitz diesen Vorgangfür den Südwestdeutschen Rundfunk noch einmal, woraus ein kleinesKonvolut flink aus Schwarz-Weiß-Kopien ausgeschnittener Autos hervorging, die heute Teil der Sammlung des Deutschen SpielkartenmuseumsLeinfelden-Echterdingen sind. Die freigestellten„ Auto-Schnipsel” wurdenauf hellgrauen Grund gedruckt. Kein Hintergrund lenkte vom zentralenGegenstand, dem Automobil, ab. Reduziert wurde auch der Textanteil,nämlich auf die technischen Daten der Fahrzeuge. In Zahlen ausgedrücktwurden Geschwindigkeit, Hubraum und Co. vergleichbar – die Voraussetzung für die Stichregel. Das erste Auto-Quartett erschien 1952 in einerAuflage von zirka 2500 Stück. Der rasche und unerwartete Erfolg erlaubteaber bald das Nachdrucken in drei Neuauflagen. Weitere TechnischeQuartettspiele nahm die ASS ab den späten 1950ern ins Programm auf.In einem nächsten Entwicklungsschritt sollten die Autos Farbe bekommen.Der Aufwand für den Farbdruck war mit den neuen Offsetdruckern vergleichsweise gering. Farbige Druckvorlagen waren aber selten, da die Farbfotografie noch nicht weit verbreitet war. Um dennoch an farbige Bildvorlagen zukommen, wurde laut Seitz auf eine klassische Drucktechnik zurückgegriffen:Man beauftragte eine externe Reproduktionsanstalt, in der mithilfe manueller Lithografie den schwarz-weißen Vorlagen flächige Farbakzente verliehenwurden. Das erste Autoquartett in Farbe erschien 1957. Die Spiele wurdenjährlich durch neue Automodelle erweitert und aktualisiert. Am Designänderte sich aber bis ins nächste Jahrzehnt wenig. Der Entwurf, der sich auseinem gewissen ökonomischen Pragmatismus verbunden mit dem grafischenGespür von Seitz ergab, traf den Zeitgeschmack und wurde zum ikonischenMarkenzeichen für Autoquartette der folgenden Jahre.Ab dem Ende der 1950er-Jahre zogen die anderen Verlage nach und brachten nach dem Vorbild der ASS ebenfalls Autoquartettspiele heraus. Das„Auto-Quartett Nr. 298“ von Piatnik entwickelte sich in Österreich zum Klassiker.Im Lauf der 1960er-Jahre kamen die ersten Abbildungen mit fotografiertenHintergrundszenen auf. Eine Fotomontage, die als Vorlage für eine Spielkartediente und sich im Archiv der Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik& Söhne erhaltenhat, zeigt, dass dies zusätzliche Arbeitsschritte bedeutete: Der BMW 2000CS wurde nicht vor der Bergkulisse fotografiert, sondern ein Fotohintergrundwurde hinter das freigestellte Auto geklebt. Wer genau hinsieht, bemerktsogar, dass der Bergblick durch die Autoscheiben mittels händischer Pinselstriche angedeutet wurde. Trotz der Umstellung auf einen Fotohintergrundwurde das von Werner Seitz geprägte Design der kolorierten Flächen grundsätzlich beibehalten, wie die fertige Karte zeigt.