90 demonstriert die umfangreiche Vorarbeit zur Erstellung einer Offsetdruckform: Farbvorlagen wurden mit Fotofiltern in ihre Grundfarbanteile zerlegt, in Punkte gerastert, mit Textanteilen aus dem Lichtsatz auf Folien montiert, umkopiert, retuschiert, nochmals umkopiert und auf je eine metallene Druckplatte für die Farben Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz übertragen. Wie schon diese ganz vereinfachte Beschreibung verdeutlicht, umfasste der Prozess viele Arbeitsschritte und war materialintensiv. Verständlich also, dass das Produktionsmaterial in der Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik& Söhne aufgehoben und für mehrere Auflagen verwendet wurde. Um die Spiele dennoch aktuell zu halten, wurden in neuen Auflagen nur einzelne Viererserien erneuert. Das erklärt, weshalb sich beim „klassischen“ Autoquartett, das seinen Ursprung vor Einführung farbfotografischer Vorlagen hatte, das ältere Design lange hielt. Buch versus Kunststoffbox Der Imagewandel des Quartettspiels vom Sammel- zum Stichquartett könnte kaum deutlicher zum Ausdruck kommen als in der Gegenüberstellung der Schachteln aus dem Angebot der Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik & Söhne: Zunächst gab es die Schachtel in Form einer Buchattrappe mit Goldschnitt. Laut Preisliste von 1955 war für diese Sonderausführung ein Aufpreis von 1,30 Schilling zu entrichten. 40 Nur fünf Jahre später, 1960, tauchte in der Preisliste das erste Mal das„Auto-Quartett Nr. 298“ auf – und zwar im„Plastik-Etui“. Gemeinsam mit dem„Fahrschul-Quartett“ war es das einzige aller Kartenspiele der Preisliste, das standardmäßig in dieser neuartigen Verpackung erhältlich war. Die anderen Quartettspiele konnten, mit Ausnahme eines Trachten-Quartetts, wahlweise ebenfalls in der Spritzgussschachtel erworben werden – zum Aufpreis von 1,30 Schilling je Schachtel, genau wie zuvor die Buchschachtel. 41 Für die Einführung der Kunststoffbox war ein günstiger Herstellungspreis also kaum das Hauptargument: Zum einen rentierte sich die Produktion in einem externen Fachbetrieb, für die eine teure Spritzgussform nötig war, erst ab einer gewissen Stückzahl. Zum anderen spricht auch der Umstand, dass die Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik& Söhne zur selben Zeit eine Maschine zur hausinternen Herstellung von Kartonschachteln angeschafft hatte, 42 gegen rein finanzielle Beweggründe. So, wie die Sonderverpackung in Buchform fünf Jahre zuvor das Image des Lernspiels unterstreichen sollte, so stand offenbar 1960 das Plastik-Etui für Modernität. Die Umstellung fand auch in den anderen Verlagen statt. Bei ASS bot man das Autoquartett sogar schon 1958 in einer„stoßfesten Spritzgußschachtel“ an. 43 Für
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Quartettspiele : Sortierungen eines Zeitvertreibs ;
[Sammelband] / Anne Biber, Anne-Katrin Ebert, Franz Rendl, Christian Stadelmann, Wolfgang Stritzinger, Thomas Winkler
Seite
90
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