19 Das Walzengetriebe arbeitet also ähnlich einem mehrstelligen Zählwerk: die ganz rechts eingesetzte Walze dreht sich bei jedem Tastendruck, wäh­rend die mittlere sich selten bewegt(alle 26 Schritte der ersten) und die linke nur sehr selten(alle 26 mal 26, also 676 Schritte). Insgesamt erzeugt das Werk 17.576 verschiedene Stellungen, die die drei Walzen zueinander einnehmen können. Faktisch sind es aufgrund der besonderen Konst­ruktion der Übertragsmechanik 16.900, da die mittlere Walze an einer bestimmten Stelle einen doppelten Drehschritt absolviert, nämlich dann, wenn sie von der rechten einen Übertrag bekommt, während im nächsten Schritt ihr Übertrag für die linke ansteht. Erst nach einem Durchlauf durch alle möglichen Stellungen der drei Walzen eine Maschinenperiode würden sich die Walzenstellungen und mit ihnen die Chiffrezuweisungen wiederholen. Dies erscheint für den praktischen Betrieb jedoch bedeutungslos, da Funksprüche möglichst kurz gehalten werden müssen. Im Unterschied zu ihren zivilen Vorläufern weist die militärische Version der Enigma überdies eine Neuerung auf, die ihre Verschlüsselung vollends unangreifbar machen soll. An ihrer Vorderseite befindet sich ein Steckerfeld mit Buchsen für alle Buchstaben des Alphabets. Die Buchsen lassen sich mithilfe von beiliegenden Kabeln paarweise verbinden, was zur Folge hat, dass die betreffenden Buchstaben gegeneinander ausgetauscht werden. Verkabelt man beispielsweise A mit K und tippt danach auf der Tastatur ein A ein, so wird es als K in die Maschine geleitet; tippt man ein K, geht ein A hinein. Wird also ein am Steckerfeld gesteckter Buchstabe auf der Tastatur gedrückt, läuft der Strom zunächst durch die Steckerverbindung, danach durch die Schlüsselwalzen und über die Umkehrwalze wieder zurück durch die Schlüsselwalzen und eine allfällige Steckerverbindung, bevor am Ende die zugewiesene Chiffre am Anzeigefeld aufleuchtet. Dann muss die Chiffre umgehend aufgeschrieben werden, denn mit Auslassen der Taste erlischt das Lämpchen. Die Enigma mag manch Eingeweihtem als ein Wunderwerk der Technik erscheinen, das eine astronomisch hohe Zahl an Verschlüsselungsmöglich­keiten erzeugt. Die drei Schlüsselwalzen eröffnen grundsätzlich 26 mal 26 mal 26 also 17.576 mögliche Wege, die der Strom durch die Maschine nehmen kann. Die drei Walzen können in sechs verschiedenen Reihenfol­gen in die Maschine eingesetzt werden, deren jede andere Chiffrierun­gen nach sich zieht. Dadurch erhöht sich die Verschlüsselungskapazität durch den Faktor sechs auf über 105.000 Möglichkeiten. Dazu kommt die enorme Kapazität des Steckerbretts. Das Stecken von nur sechs Buch­stabenpaaren eröffnet rund 100 Milliarden Kombinationsmöglichkeiten.