43sechs Chiffren werden auf dem Funkformular notiert. Danach wird dieEnigma auf den Spruchschlüssel eingestellt, um mit dieser Einstellung, wieüblich, die eigentliche Nachricht zu chiffrieren. Die entstehenden Chiffren werden ebenfalls notiert. Vorneweg am Formular steht wie bisher derSpruchkopf, der nun allerdings auch die drei Klarbuchstaben der Grundstellung enthält, die jetzt – da frei gewählt – mitgefunkt werden muss.Genau genommen, sind es sechs Buchstaben, da die Grundstellung zurSicherheit zweimal hintereinander gefunkt wird.Obwohl die Grundstellung klar gefunkt wird, können die polnischenKryptologen damit nichts anfangen, solange sie die anderen Einstellungen des Tagesschlüssels nicht kennen. Damit nicht genug, könnenbei frei gewählten Grundstellungen auch keine Spruchschlüssel mehrerraten werden, weil die verräterischen Häufungen nicht mehr auftreten.Dadurch lassen sich auch keine Zyklensätze mehr herleiten. Mit einemSchlag sind fast alle bisherigen Methoden hinfällig. Das Einzige, woraufRejewski noch zurückgreifen kann, sind die so genannten Ein-BuchstabenZyklen, kurz Einserzyklen. In diesen Fällen stehen an der ersten undvierten oder an der zweiten und fünften oder aber an der dritten undsechsten Stelle des Spruchschlüssels eines Funkspruchs dieselben Chiffren, etwa: HYEHOQ oder FGELGC oder DKATWA. Dieses Phänomender Einserzyklen tritt irregulär und insgesamt bei rund 40 Prozent allerMaschinenstellungen der Enigma auf. Man könnte also versuchen, einenFunkspruch, dessen Spruchschlüssel einen Einserzyklus aufweist, anhanddieses Einserzyklus in der Maschinenperiode zu lokalisieren, um dieSchlüsselstellung herauszufinden. Dazu müsste man im schlechtesten Falljeden der 42.000 Einserzyklen auf einer Enigma daraufhin überprüfen,ob es sich um den gesuchten handelt. Das ist eine sehr große Zahl anabzuarbeitenden Fällen, wenngleich deutlich weniger als die Hälfte derüber 105.000 Möglichkeiten insgesamt. Händisch würde dies dennochviel zu lang dauern, weshalb Rejewski eine elektromechanische Maschine– die sogenannte„Bomba“ – ersinnt, die diese Arbeit schneller erledigt.Innerhalb weniger Wochen wird die neue Maschine von der WarschauerRadiobaufirma, die schon die Enigmas und das Zyklometer hergestellthat, gebaut.Die Bomba soll die Maschinenperiode der Enigma auf der Suche nachEinserzyklen schnellstmöglich durchrattern. Um aber die Anzahl der zuüberprüfenden Fälle von zigtausenden auf eine überschaubare Menge zureduzieren, lässt Rejewski sie nicht bei jedem einzelnen Einserzyklus anhalten, sondern nach drei Einserzyklen gleichzeitig suchen. Er macht sichdabei den Umstand zunutze, dass Einserzyklen in der Maschinenperiode inirregulären Abständen zueinander auftreten. Die Abstände der gesuchten