24 Emailfarbe nach dem Druck einbrennen lassen. Im Unterschied zu einem Kupferstich auf Papier wurde die Kupferplatte in der Originalansicht gestochen und der spiegelverkehrte Papierabdruck danach auf das bereits glasierte Porzellan bzw. auf das Glas gedrückt, wo dann wieder die Originalansicht zu sehen war. Der Fußbecher wurde nach dem Kupfer­stichabdruck noch von Hand mit Emailfarben koloriert. Bei beiden Stücken musste der aufgebrachte Dekor abschließend eingebrannt werden. Auch hier lieferte der bereits mehrfach erwähnte Joseph Kriehuber die lithogra­phischen Vorlagen, denn das Doppelporträt wurde aus zwei Einzelbildnis­sen zusammengesetzt. Franz Joseph I. Mit einem weiteren Beispiel großartigen Gewerbefleißes in Sachen Textil springen wir zur nächsten Kaisergeneration. Im Jahr 1848 hatte Ferdinand I. die Kaiserwürde an seinen erst 18jährigen Neffen Franz Joseph abgetre­ten, der die Geschicke der Habsburgermonarchie für die nächsten 68 Jah­re bestimmen sollte. Wenige Jahre nach der Thronablöse, im Jahr 1855, entstand dieses bemerkenswerte Objekt, ein über einen Meter hohes Seidenbild unter Glas, in einem Goldrahmen. Es zeigt die eingewebten Porträts des neuen und des abgedankten Kaisers sowie zwei ebenfalls eingewebte umfangreiche Texte, die jeweils mit den berühmten Worten beginnen:Wir Franz Josef/ Ferdinand der Erste, von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich(Abb. 16). Seit Jahrhunderten hatten die Seidenweber im französischen Lyon dieses Gewerbe dominiert und sich weit über ihre Region hinaus Anerkennung verschafft. Auch der Fabrikant Friedrich Lindow, der das bemerkenswer­te Bild mit den beiden Kaiserporträts produzierte, hatte sich, wie viele andere Seidenweber auch, seine Kenntnisse in Frankreich erworben. Erst im Jahr 1847 wurde in Wien eine Webschule eingerichtet, deren Leitung Lindow übernahm. Die Leistungsfähigkeit österreichischer Seidenweberei stellte er mit seinem hier gezeigten Werk unter Beweis, das auf der Pariser Weltausstellung 1855 präsentiert wurde. Das Bild ist in der Jacquardtechnik ausgeführt. Der französische Erfinder Joseph-Marie Jacquard hatte um 1800 mit seiner Weiterentwicklung des Webstuhls die Weberei revolutioniert. Vereinfacht gesagt, übertrug er die Steuerung des Webvorgangs auf ein Lochkartensystem, bei dem die Lochkarten, die mit Nadeln abgetastet wurden, die Informationen zu den