58 benswerten Bilder(Millefiori= tausend-Blumen) entstehen entweder durch das Bündeln einzelner Glasfäden zu einem Stab oder werden in Formen erzeugt. Dabei wird der Glasposten nach jedem Arbeitsgang mit einer an ­deren Farbe überstochen und in die nächste Form gesenkt. Die kurze, di ­cke Stange, die im Querschnitt das Bild trägt, wird danach zu einer langen, dünnen Stange gezogen, wobei sich nicht das Bild verändert, sondern sich nur der Querschnitt verkleinert. Die ausgekühlten langen Stangen wer ­den dann in kleine Scheiben geschnitten, von denen jede die identische Abbildung zeigt. Diese Stababschnitte lassen sich danach in flüssiges Glas einschmelzen und ergeben die vielfältigsten farbenfrohen Oberflächen. Der Stockknopf im Millefiori-Design, der 1846 von den Fratelli Coen in Murano erzeugt wurde, hat auf den ersten Blick nichts Außergewöhn ­liches. Begibt man sich jedoch auf eine Entdeckungsreise, dann findet manihn: Neben traditionellen Bildern wie Gondel, Rialtobrücke und vielen anderen zeigt eines der eingelegten Motive den Doppeladler, der ins venezianische Repertoire aufgenommen wurde anrührend in seiner Schlichtheit. Den Doppeladler auf böhmischen Objekten zu finden, verwundert dagegen nicht. Einige Pomadentiegel hatte Adalbert Daniel Corda aus Prag im Jahr 1839 in die ursprünglich kaiserliche Sammlung eingebracht(Abb. 45). Sie sind aus Pressglas, eine Produktionstechnik, deren Ursprung im nordame ­rikanischen Neuengland der 1820er Jahre zu finden ist, genauer gesagt in Boston. Dort hatte man die Handhebelpresse erfunden, mit der sich flüssiges Glas in Formen pressen ließ. Die Glasmasse mit einem Stempel in eine Form zu pressen ist jedoch nur eine Möglichkeit der Pressglasherstel ­lung. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sie mittels Luft in eine Form zu blasen. Hat die Form eine glatte Innenseite, entstehen Gegenstände mit glatter Oberfläche, wie die meisten Getränkeflaschen. Trägt sie dagegen auf der Innenseite ein Muster, entstehen Gegenstände mit strukturierter Ober ­fläche. In diesem Fall wird das Glas in die Form fest eingeblasen, das heißt, der Gegenstand ist in der Form nicht frei drehbar. Ist die Pressform mehrtei ­lig, hinterlässt sie nach dem Öffnen am Produkt sichtbare Schönheitsfehler: die Pressnähte. Und genau diese Art der Herstellung finden wir bei den Prager Pomadentiegeln. Über den Fabrikanten Daniel Corda ist uns nichts überliefert. Doch hat der Parfümeur undDestillateur seine Visitenkarte quasi direkt in der Ober ­fläche der Gefäße hinterlassen. Denn dort finden sich folgende Aufschriften eingepresst, die sowohl auf die Produkte als auch auf die Profession des