115schen vergessene Technik noch:„Email ombrant(É. de Rubelles, Lithoponie) sind Tonwaren mit eingepreßten Mustern, deren dunkelste Stellenam meisten und deren hellste am wenigsten vertieft sind. Werden diesemit halbdurchsichtiger farbiger Glasur überzogen, so erscheint sie an dentiefsten Stellen, wo sie in sehr dicker Schicht liegt, am dunkelsten undheller an den erhabenen Stellen, die sie nur in dünner Schicht bedeckt.“Auch der Brockhaus erwähnt die Technik in den 1890er Jahren und ergänztnoch:„Die Oberfläche der Glasur ist glatt. Meist wendet man blau- odergrüngefärbte Glasur an.“ Das entspricht dem Objektbestand, der einkleines Konvolut grüner und blauer Stücke aus Rubelles aufweist(vgl. auchAbb. 181 und 183).Alexis Baron du Tremblay hat das Verfahren in den 1840er Jahren in derKeramikmanufaktur in dem kleinen, rund 60 Kilometer südöstlich von Parisentfernten Ort Rubelles entwickelt. Die spiegelverkehrte Madonna wirdnicht verwundern, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Keramikmassein eine Gipsform gepresst wurde und dass es diese Form ist, die das Abbildder Madonna trägt. Die Pressform hätte seitenverkehrt erstellt werden müssen, um nach dem Pressen eine originalgetreue Kopie zu erhalten. Überall,wo in Formen gegossen oder gepresst wird oder wo von Druckplattengedruckt wird, stellt sich das Problem des spiegelverkehrten Arbeitens.Die in Formen gepressten Keramiken aus Rubelles wurden, nachdem siedie Form verlassen hatten, mit der halbtransparenten Glasur praktischübergossen, so dass sich die„Täler“ komplett mit Glasur füllten und die„Höhen“ lediglich mit einer dünnen Schicht bedeckt wurden. In dem Wort„Email ombrant“ steckt das französische Wort„ombrer“=„schattieren“.Nicht immer treten die berühmten Engel gemeinsam auf, manchmal wurden sie auch getrennt, wie etwa in einem aufgeklebten Glanzbild auf einerherzförmigen Kartonschachtel, die vermutlich ins frühe 20. Jahrhundert zudatieren ist(Abb.108).Zwei kleine Stecknadel-Würfel gehörten um 1900 herum zum Exportschlager deutscher Nadelfabrikanten aus Aachen nach Übersee(Abb. 109). DieStahlnadeln haben kleine, kugelförmige Glasköpfe. Die Kartonwürfel sindheute beliebte und begehrte antiquarische Objekte und werden etwaals„Victorian pin-box“ oder„Vintage pin-cube“ angeboten. Sie tragendie unterschiedlichsten bildlichen Darstellungen. Seitdem ab den 1830erJahren die Chromolithographie als neues Druckverfahren zur Verfügungstand, ließen sich massenhaft Farblithographien herstellen, die etwa auch