Viele Planungen für eine Lösung Roman Hans Gröger 11 Die Ringstraße als erste Chance Mit dem kaiserlichen Erlass zum Abbruch der Stadtmauer und zur Errich­tung der Ringstraße im Dezember 1857 sollte die beengende Wirkung der Stadtmauern beseitigt werden und an die Stelle der alten Befestigungs­anlagen eine dem Reich würdige Prunkstraße treten. 1 Diese Planungen boten auch dem zunehmenden öffentlichen Verkehr neue Möglichkeiten, wobei zunächst das Zeitalter der Pferdestraßenbahnen einsetzte. Im Jahr 1865 wurde die erste reguläre Linie vom Schottentor nach Dornbach eröffnet, und die zu jener Zeit ausschließlich privaten Straßenbahngesell­schaften traten bald in einen heftigen Konkurrenzkampf. Bereits anhand der entwickelten Netzpläne zeigte sich deutlich, dass die damals noch im Bau befindliche Ringstraße das verkehrstechnische Zentrum der Zukunft darstellen würde. 2 Noch vor der Fahrt der ersten Straßenbahn entwickelte der Stadtplaner Ludwig Zettl 1858 die Idee, den ehemaligen Stadtgraben zu überwölben, um in dem so entstehenden Tunnel eine schienengeführte Güterpferde­bahn rund um die Stadt einzurichten. Ausgehend von diesem nicht verwirklichten Projekt setzte sich bis Ende der 1860er-Jahre die Erkennt­nis durch, dass der öffentliche Verkehr Wiens entlang der ringförmigen Straßen rund um die Stadt Ringstraße, Gürtelstraße, Donaukanallände geführt werden sollte. Diese Lösung hatte den Vorteil, sämtliche Bahnhöfe in das Liniensystem miteinbeziehen zu können, und es setzte rasch ein Wettlauf um das beste Konzept zur Errichtung einer Kreisbahn rund um Wien ein. Dazu war es jedoch notwendig, auch den Linienwall zu beseitigen. Obwohl schon zu Beginn der 1860er-Jahre Anträge zur Errichtung einer Schnellver­kehrsverbindung im Bereich des ehemaligen Linienwalls vorlagen, befür­worteten sowohl das Handels- als auch das Finanzministerium zunächst nur die Errichtung einer Straße. 3