12 Die Weltausstellung als zweite Chance Erst mit den Vorbereitungen zur Wiener Weltausstellung 1873 wurde die Notwendigkeit erkannt, in Wien einen Nahverkehr mit schienengebun­denen Fahrzeugen zu errichten. Dies sollte zunächst mit der schon knapp 20 Jahre in Betrieb befindlichen Verbindungsbahn bewerkstelligt werden, weshalb in Meidling ausgebaut wurde. Im Prater wurde eine neue Station errichtet, die auch von Zügen auf der Verbindung Prater Hauptzollamt Westbahn benützt wurde. Dieser Linienführung war jedoch in Folge des einzigen Zwischenstopps beim Hauptzollamt kein Erfolg beschieden und ebenso wenig wie die Verbindungsbahn konnte dieWeltausstellungs­bahn, die ab dem Frachtenbahnhof Wien Nord direkt ins Ausstellungs­gelände führte, die Erwartungen erfüllen. 4 Neben der Verbindungsbahn waren in den 1870er-Jahren noch weitere Strecken errichtet worden, welche die einzelnen privaten Bahnlinien mit den Güterumschlagplätzen Wiens verbinden sollten. Im Jahr 1872 wur­de die Donauländebahn eröffnet, welche von Maxing über Inzersdorf, Oberlaa und Klein Schwechat nach Kaiserebersdorf führte. Diese Strecke sollte in Folge der Donauregulierung 1875 mit der am Donauufer entlang führenden Bahn verknüpft und so bis Nussdorf verlängert werden, wo sie auf die Kaiser-Franz-Josefs-Bahn traf. 5 Die späteren Wiental-, Donaukanal- und Gürtelstrecken lagen aber noch brach. Erst am 26. Jänner 1872 wurde im Handelsministerium eine Sitzung zum ThemaGürtelbahn abgehalten, in der eine Beratung mit dem Gemeinderat der Stadt Wien beschlossen wurde. Erst nach dessen Zustimmung wollte das Handelsministerium weitere Schritte andenken. Als der Gemeinderat am 23. Februar dem Vorhaben der Errichtung einer Gürtelbahn schließlich zustimmte, setzte man im Handelsministerium erste Aktionen. 6 Eine davon war, den Fachmann in Fragen des innerstädtischen Verkehrs, Max von Kübeck 7 , nach England zu entsenden, um in London über dortige innerstädtische Verkehrsmittel Erkundigungen einzuholen. 8 Dem Handels­ministerium lag am 22. August 1872 die daraus resultierende Denkschrift über das Wiener Stadtbahnnetz vor. Darin wurde die Anlage unter- und oberirdischer Bahnen angeregt, die aus einer Kombination aus Ring- und Gürtelbahn sowie diverser Radiallinien gebildet werden sollten. Um die einzelnen Bahnhöfe miteinander verbinden zu können, mussten die konzi­pierten Bahnen in Normalspur ausgeführt werden. 9