36Ein Merkmal für die architektonische Ausgestaltung durch Otto Wagnerzeigt sich in den Eingangsportalen, deren oberer bogenförmiger Abschluss an einen Triumphbogen erinnert und das Portal höher wirkenlässt.18An jeder Station ist der Stationsname angebracht. Die Schriftartist typisch für die Stationsgebäude Otto Wagners und dient bis heute alseindeutiges Merkmal der noch erhaltenen und betriebenen Gebäude.Sie erinnert stark an jene, wie man sie beispielsweise an der Secession inWien vorfindet, und ist eindeutig dem Jugendstil zuzuordnen.Die GürtellinieBesonders die Gürtellinie prägt bis heute das Wiener Stadtbild. Durch diezahlreichen Viaduktbögen, die grünen Blechträgerbrücken, die kunstvollgestalteten Pylone und die schon von weitem sichtbaren Hochbauten istdiese Linie für Wien zu einem eindrucksvollen Merkmal geworden.Wie seinerzeit der Linienwall, trennt auch die Gürtellinie Wien aus städtebaulicher Sicht in zwei Teile. Zunächst versuchte Wagner durch eine Geländeregulierung dieser Trennung entgegenzuwirken, außerdem entwarf erDurchlässe und Tiefbauten, um den trennenden Charakter zu entschärfen.Die Trasse weist starke Höhenunterschiede auf, weshalb die Planungsaufgabe Wagners nach einer kontinuierlichen Horizontalität der Trassenzu einer enormen Herausforderung wurde. Außerdem hatte die Stadteine lichte Durchfahrtshöhe von mindestens 5,1 Meter vorgeschrieben,wodurch sich die heute noch bestehenden starken An- bzw. Abstiege derTrassenführung erklären.19Die Gürtellinie wurde bereits während der Bauphase bezüglich ihrerHochbauten stark kritisiert, weil man diese als Eingriff in die städtebauliche Umgebung empfand. Eine Initiative, die 1896 einen Dringlichkeitsantrag im Abgeordnetenhaus stellte, forderte statt der Hochbauten undder oberirdisch geführten Bahnstrecken eine reine Tiefbahn zwischenden Stationen Michelbeuern und Burggasse.20Zum einen scheitertedieser Vorschlag aus finanziellen Gründen. Der Bau der Fundamentehatte bereits begonnen und die Stadt konnte durch die Nutzung derViaduktgewölbe Mieteinnahmen lukrieren. Zum anderen musste auchbedacht werden, welche Auswirkungen tiefe Einschnitte in das innerstädtische Stadtbild hätten.