28 10 Fotoatelier Albin Mutterer& Sohn, 1850er-Jahre reparieren oder um die dargestellten Personen in ihrer ganzen Erscheinung aufwerten zu lassen. Das Porträtieren und Retuschieren macht nicht einmal vor Verstorbenen halt. Auch und gerade für sie bedarf es der vermeintlichen Fähigkeit der Kamera, die Zeit anzuhalten, ein unvergessliches Bildzeugnis von einem geliebten Menschen zu schaffen, und dies in der schönstmöglichen Form. Der Wiener Fotograf Albin Mutterer bietet in seinem Atelier das Port­rätieren von Verstorbenen an. Er lässt sich die Toten ins Atelier bringen, wo er sie, durchaus lebensnah, etwa in einem Lehnstuhl sitzend, fotografiert. Um ein schönes, lebendiges Andenken zu gewährleisten, werden die Porträts der Toten retuschiert, durch das Nachzeichnen der Augen mitunter sogar richtig­gehend wiederbelebt. Die Porträtfotografie ist eine Kunst, die weniger dokumentiert als insze­niert. Die bürgerliche Klientel will schließlich nicht bloß abgebildet, son­dern so attraktiv wie möglich ins Bild gesetzt werden. Retuschierungen und Kolorierungen gehören zum fixen Angebot der Fotoateliers. Zunächst retuschiert man am Positiv, bemalt die Fotos richtiggehend. In der Folge beginnt man schon am Negativ zu retuschieren. Dies geschieht oft auf