42Einer der bedeutendsten Reisefotografen dieser Ära ist Francis Frith, einGründungsmitglied derLiverpool Photographic Society.Frith betreibt einFotoatelier, stößt es 1855 jedoch ab und widmet sich fortan nur dem Fotografieren. Er benutzt großformatige Kameras und bedient sich des Kollodiumverfahrens. Dreimal bereist er den Orient, es zieht ihn nach Ägypten,Palästina und Syrien, um antike Kulturdenkmäler aufzunehmen. In seinenTagebüchern beschreibt er die Schwierigkeiten des Fotografierens angesichts von Staub und Hitze. Da unterschiedliche Verwertungsformenangedacht sind, macht er so manche seiner Aufnahmen mitunter dreifach– einmal im Stereoformat, einmal im Format 20 x 30 und einmal im Format40 x 50 Zentimeter. Reisefotografen wie Frith fristen ein beschwerlichesDasein. Sie schleppen tonnenweise Material mit sich, das sich zum größtenTeil aus den zahlreichen Glasplatten zusammensetzt, aber auch aus Chemikalien und der transportablen Dunkelkammer, die zum Fotografieren unverzichtbar ist. Nach seiner Rückkehr erscheinen seine Aufnahmen sowohlals Originalabzüge in Fotobüchern als auch als Stereobilder. Es sind Bilderwie diese, die der interessierten bürgerlichen Öffentlichkeit authentischeEindrücke aus der Ferne liefern. Über eine seiner Serien von Stereoaufnahmen heißt es in der Londoner ZeitschriftThe Art Journal:„Eine gleichzeitig so interessante und wertvolle Serie stereoskopischer Ansichten wie diese hat es noch nie gegeben. Sie macht uns mit einem Teil deralten Welt bekannt, der dem Herzen und den Gedanken jedes Christen teuerist(…) Diese Serie bietet nur die ungeschönte Wahrheit: das Wirkliche liegthier absolut vor uns, und wir wissen es. Es gab gar keine Möglichkeit, etwashinzuzufügen oder wegzulassen. Die Sonne ist einer der seltenen Sprecherder Wahrheit; sie lügt nicht, um einen Effekt zu produzieren, noch führt sieeinen in die Irre.“In Wien berechnet unterdessen der Mathematiker Joseph Petzval imAuftrag desk. k. Militärgeographischen Institutsein neuartiges Objektiv. Eigentlich ist es zum Kopieren von Landkarten gedacht, doch erweist es sichals passables Landschaftsobjektiv. Petzval schließt wieder einmal eine Partnerschaft, diesmal mit dem Wiener Optiker und Mechaniker Carl Dietzler,der eine zum Objektiv passende Balgenkamera produziert. Am6. Oktober 1857 reicht Dietzler das Patent für das„Petzval’sche Dialyt“,wieer das Landschaftsobjektiv nennt, ein. Doch bleibt Petzvals neuer PartnerDietzler mit seinen Objektiven vergleichsweise erfolglos. Als Dietzlers Firma mit fehlerhaften Objektiven und Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfenhat, distanziert sich Petzval letztlich auch aus dieser Geschäftsverbindung.Ein anderer österreichischer Fotopionier ist der Retzer Apotheker Joseph