55oder 12 x 16 Zentimeter. In diesem Format halten sich Größe und Gewichtvon Kamera und Zubehör in Grenzen. Das Gepäck kann vom Amateurselbst getragen werden, wenngleich selbst dies für den Ungeübten, zumalim Hochsommer, durchaus anstrengend sein kann.Reisekameras werden in Wien unter anderem von derk.u.k. Hofmanufactur f. Photographie R. Lechner(W. Müller)produziert. Als einer ihrer Inhaberhat Alfred Werner derR. Lechner Universitätsbuchhandlung1885 zunächsteinen Handel für fotografische Bedarfsartikel und Kameras angefügt unddas Geschäft anschließend um eine eigene Kunsttischlerei mit mechanischerKonstruktionswerkstätte, in der auch Kameras hergestellt werden, erweitert.Die Firma bringt 1887 eine nach dem Firmeninhaber benannte Kamera aufden Markt. BeiWerner’s photographischem Salon- und Reise-Apparathandeltes sich um eine Kamera aus Mahagoniholz, die auf englische beziehungsweise amerikanische Vorbilder zurückgeht. Sie wird von professionellen Fotografen wie von Amateuren verwendet und vor allem ihrer Kompaktheit wegengeschätzt:„Für die Zwecke des Landschafters und Touristen ist sie ganzbesonders geeignet, indem sie bei grosser Leichtigkeit genügende Stabilitätbesitzt, verpackt einen sehr kleinen Raum einnimmt, sehr rasch aufgestellt undwieder zusammengelegt werden kann.“Sie kommt samt Stativ und zusammengeklappt auf ein Gewicht von knapp 7 Kilogramm – bei einem Bildformatvon 12 x 16 Zentimetern. Bei dieser Kamera ist die Rückwand drehbar, umzwischen Hoch- und Querformat wechseln zu können. Aber auch die Vorderwand ist beweglich. Wie die Rückwand kann die Vorderwand in der Tiefeverschoben und in ihrer Neigung verändert werden, das heißt, beide Wändelassen sich bei geneigter Bodenplatte senkrecht stellen. Dadurch können Objekte, die sich hoch oben oder weit unten befinden, fotografiert werden, ohnedass Verzerrungen im aufgenommenen Bild entstehen. Von solchen schwierigen Schrägeinstellungen wird Amateuren freilich abgeraten. Man empfiehltsie nur geübten Landschaftsfotografen. Der Preis vonWerner’s photographischem Salon- und Reise-Apparatvariiert je nach Bildformat. Für Aufnahmenvon 18 x 24 Zentimetern Größe samt Stativ und Laboratorium kostet er stolze315 Gulden. In der kleineren Ausführung für das Format 12 x 16 Zentimeterkommt er mit Zubehör immerhin noch auf 245 Gulden. Fotografieren ist alsoauch im kleinen Format nicht billig! Für Arbeiter, die 30 bis 40 Gulden imMonat verdienen, sind solche Kameras unerschwinglich. Und selbst für einenaltgedienten Akademiker mit einem Monatssalär von 120 Gulden sind derartige Ausgaben beträchtlich.In der Kunsttischlerei der Firma Lechner entstehen allerdings auch einfachereund kostengünstigere Kameras.Werner’s Universal-Camerafür das Format