56 10 x 12,5 Zentimeter etwa kann sowohl mit als auch ohne Stativ verwendet werden. Sie verfügt bereits über einen Momentverschluss, der die Belichtungszeit reguliert. Ausgestattet mit Objektiv, zwei Sucherlinsen, fünf Doppelkassetten, einem mit schwarzen Seehundleder überzogenen Koffer und einem Stativ kostet sie 135 Gulden; ein komplettes Laboratorium dazu kostet 30 Gulden extra. Ein noch günstigeres Modell ist der nach seinem Konstrukteur benannte Reise- und Salon-Apparat von Lieutenant L. David. Er kostet mit dem Bildformat 12 x 16 Zentimeter inklusive Stativ, Objektiv und zwei Doppelkassetten samt Leinwand-Koffer 65 Gulden, das zugehörige Laboratorium zum Entwickeln der Aufnahmen schlägt mit 35 Gulden zu Buche. Diese Kamera firmiert als zweckmäßiges Anfängermodell: „Dieser Apparat zeichnet sich durch Einfachheit und Zweckmässigkeit seiner Construction aus, und eignet sich besonders für den Anfänger schon seines verhältnismässig billigen Preises halber; er ist für die Plattengrösse 12 x 16 cm bestimmt. Zusammengelegt für den Transport bildet er ein Kästchen von den Dimensionen 23 cm x 17,5 cm x 9,5 cm und hat mit Einschluss einer im Apparate verbleibenden Cassette ein Gewicht von 1,5 kg. Das Stativ ist ein ‚Stockstativ ’ mit Stativkopf aus Messing. Die Stativfüsse bilden beim Transporte ein Bündel Stäbe, welches, oben und unten durch starke Gummiringe zusammengehalten, einem Bergstocke gleicht und als solcher auch Verwendung finden kann.“ Große Wiener Fotohandlungen wie Lechner bieten indes nicht nur Kameras und Fotozubehör, sondern auch spezielle Dienste an. Sie vermieten eigens eingerichtete Ateliers und Kopierräume an die neue Klientel der Amateure, veranstalten Schulungen, erledigen Vergrößerungs- und Vervielfältigungsarbeiten und produzieren Anleitungsbroschüren. Im firmeneigenen Mitteilungsblatt mit dem Titel Lechner’s Mittheilungen wird damit geworben, dass jeder Käufer einer Kamera auf Wunsch auch eine „Unterrichts-Lection“ im Versuchsatelier erhalte. Kunden aus der Provinz, denen eine Anreise nicht zuzumuten ist, werden postalisch in der Handhabung der Kamera unterwiesen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten leisten sich immer mehr Menschen eine eigene Fotokamera. Entsprechend vielfältig präsentiert sich das Angebot zur Jahrhundertwende. Die Wiener Händler offerieren erschwingliche Eigenbaumodelle wie die Kamera Smart, die bei Langer& Comp., einer Fabrik photographischer Apparate und Bedarfsartikel, in ihrer billigsten Ausführung schon um 32 Kronen(etwa 16 Gulden in alter Währung) zu bekommen ist. An herkömmlichen Stativkameras(ehemals als Reisekameras bezeichnet) gibt es besonders günstige Schülerapparate oder Student Cameras. Langer& Comp. produzieren ihren Schülerapparat in vier Modellen von A bis D. Gemeinsam
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Es werde Bild! : Geschichte der Fotokamera / Wolfgang Pensold, Eva Tamara Asboth, Otmar Moritsch
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