64Bei den ab 1890 erscheinenden Folding- Kameras wird eine Seite derBox ausgeklappt, um auf ihr ein Objektiv aus dem Kameragehäuseauszufahren. Dabei dient der aufgeklappte Frontteil als Laufboden fürdas Objektiv, das zum Scharfstellen vor- und zurückgerückt werdenkann. Das Objektiv hängt an einem Faltbalg, der diesem Kameratypden Namen gibt. Durch diese Bauweise werden die Kameras zusammenklappbar und dadurch kompakter und kleiner. Kodaks Kamerakonstrukteur Frank Brownell entwickelt die Klappkameras mit Balgenzunächst für Rollfilme, ab 1892 werden sie für anspruchsvollere Aufnah men mit Platten modifiziert. Der Käufer kann sich fortan entscheiden,ob er seine Kamera mit einer Rollfilm- oder Plattenhalterung möchte.Das Ende der 1890er-Jahre herauskommende Modell der FoldingPocket von Kodak um anfangs acht Dollar besitzt keinen Laufboden,sondern funktioniert mit Spreizen, an denen das Objektiv – ebenfallsdurch einen Balgen lichtdicht mit dem Kameragehäuse verbunden –herausgezogen wird.Eastmans großer Erfolg geht auch auf mehr oder weniger freundlicheÜbernahmen anderer Firmen zurück. Zu den Ausgebooteten zählendie beiden Bostoner Kamerafabrikanten Thomas Henry Blair undSamuel N. Turner, die wie die Eastman Kodak Company(of New York)am Amateurmarkt reüssieren wollen. Turners Boston Camera Manufacturing Company, die die Kameramodelle Bulls-Eye und Hawk-Eyeauf den Markt bringt, wird 1890 von Blair übernommen. Blair bautauch eine eigene Rollfilmproduktion auf. Ist für das Filmwechseln beiKodak-Kameras zunächst noch eine Dunkelkammer nötig, so verfügtder von Blair entwickelte Rollfilm über einen schwarzen Papierstreifen,der das empfindliche Material vor ungewollter Belichtung schützt. DerFilmwechsel kann dadurch bei normalen Lichtverhältnissen erfolgen.Auf der Rückseite des Streifens ist überdies in weißen Ziffern die Bild nummer aufgedruckt, erkennbar durch ein Sichtfenster in der Kamera.Die Bulls-Eye- Kamera ist die erste, die mit einem solchen Sichtfensterausgestattet wird. Nach einem verlorenen Prozess gegen Kodak undhohen Verlusten muss Blair letztlich aber seine Fabriken samt den Marken Bulls-Eye und Hawk-Eye an Eastman Kodak verkaufen. In der Folgewird der lichtgeschützte Rollfilm in der Kodak Bullet- Serie und in derKodak Pocket Camera eingesetzt. Die Produktion der Bulls-Eye wirdvon Kodak als Bulls-Eye Nr. 2 fortgeführt.