15 erreichte gegen den Widerstand vieler auch prominenter Männer, wie des Arztes Theodor Billroth oder des Schriftstellers Karl Kraus, die Grün­dung des ersten Gymnasiums für Mädchen im deutschsprachigen Raum, welches im Jahr 1892 mit einer Mädchenklasse im Gymnasium Hegelgasse in Wien I. startete. Mit diesem Erfolg legte sie den Grundstein für ein Hochschulstudium, welches Frauen in Österreich ab 1897(an der Fakultät Philosophie und ab 1900 auch an der Fakultät Medizin) beginnen durften. Neben dem Bemü­hen um die Mädchenbildung setzte sich Marianne Hainisch auch für die politischen Rechte der Frauen ein. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Frauen die politische Mitsprache und somit auch das Wahlrecht verweigert. Im Jahr 1902 gründete sie denBund österreichischer Frauenvereine und stand diesem bis 1918 vor. Im Rahmen dieser Tätigkeit übernahm sie 1914 auch die Leitung der Friedenskommission imBund österreichischer Frau­envereine. 1904 schloss sie den Bund demInternational Council of Wo­men an und wurde 1909 zur Ehren-Vizepräsidentin dieses Weltfrauenbun­des gewählt. Das unermüdliche Engagement Marianne Hainischs sowie anderer Mitstreiterinnen zeigte Erfolg: 1918 wurde den österreichischen Frauen endlich das allgemeine Wahlrecht zugestanden. Die Frauenpoli­tikerin setzte sich zeitlebens für die Gleichstellung der Frau ein und war 1929 führend an der Gründung der Österreichischen Frauenpartei(ÖFP) beteiligt, um bürgerlichen Frauen mehr Einfluss im Parlament zu sichern und somit ihren Forderungen nach Gleichstellung Gehör zu verschaffen. Hainisch war bis 1932 Vorsitzende der ÖFP, die sich 1934 auflöste. Auf Initiative des Wiener Pfadfinderbundes, dessen Ehrenpräsidentin Ma ­rianne Hainisch seit 1922 war, setzte sie sich für die Einführung des Mut ­tertages in Österreich ein, um in den Familien dieGedanken an Liebe und Dankbarkeit anzuregen. Der Muttertag, schon seit 1914 in den USA gefeiert, wurde 1924 von Österreichs erstem Bundespräsidenten, ihrem Sohn Michael Hainisch, als Festtag eingeführt. Marianne Hainisch starb im Alter von 97 Jahren am 5. Mai 1936.