Wäre Ada ein Mann ... : Frauen in Technik, Naturwissenschaften und
Medien / Gabriele Fröschl, Barbara Hafok, Beatrix Hain, Johannes Kapeller, Renée Winter
14Exkurs: Marianne HainischDas Technische Museum Wien unterliegt seit seiner Gründung im Jahre1909 einem Auftrag zur Bildung der Jugend und kommt diesem auchheute noch verantwortungsvoll nach. Das Museum wird von rund 190.000SchülerInnen pro Jahr als außerschulischer Lernort genutzt, die sich in vielfältigen Workshops Wissen über Technik und Naturwissenschaften aneignen können. Es ist sehr erfreulich, dass die Gäste des Museums zu mehrals 50% weiblich sind, also auch Frauen die Bildungsangebote der Technikfür sich entdeckt haben und nützen können.Dass freier Zugang zu Bildung für Frauen nicht immer möglich war, iststatistisch belegt. Noch vor 100 Jahren war der Bildungszugang für Frauenoft schwierig, wenn nicht unmöglich. Im Rahmen dieses Buches soll auchauf die Leistung einer Frau hingewiesen werden, die sich sehr für die Frauenbildung eingesetzt hat.Am 25. März 1839 wurde in Baden bei Wien eine Kämpferin für die Frauenrechte geboren. Marianne Hainisch, aus einer wohlsituierten Kaufmannsfamilie stammend, schien zunächst das gutbürgerliche Frauenleben ihrerZeit zu führen: 18-jährig ehelichte sie den Textilindustriellen Michael Hainisch, zog mit ihm nach Gloggnitz am Semmering und bekam zwei Kinder.Der Beruf ihres Mannes eröffnete ihr Einblicke in das oft schwere und entbehrungsreiche Leben der Arbeiterinnen. Dies war die Initialzündung ihresEngagements für die Rechte der Frauen: Zunächst setzte sie sich für die„Verbesserung der Erwerbsvoraussetzungen“ ein, die sie u. a. in gleichberechtigten Bildungschancen sah.Bekannt wurde Marianne Hainisch im Jahr 1870 durch ihren Vortrag„ZurFrage des Frauenunterrichts“ im Wiener Frauenerwerbsverein, in dem sienicht nur Gymnasialbildung für Mädchen, sondern auch die Zulassung zumHochschulstudium für Frauen forderte. Es besteht zwar in Österreich seit1774 eine allgemeine Schulpflicht(zunächst für sechs Schuljahre), doch biszum Ende des 19. Jahrhunderts gab es für Mädchen kaum eine Möglichkeit, einen Gymnasialabschluss zu erreichen, der sie dann zu einemHochschulstudium berechtigte, da in der allgemeinen Schulpflicht nurein Schulbesuch bis zum 14. Lebensjahr vorgeschrieben war und höhereBildung für Mädchen in der Regel als unnötig angesehen wurde. Hainisch