Clärenore Stinnes (21. 01. 1901 bis 07. 09. 1990) Automobile Vorreiterin der Gleichstellung der Frau 35 Mit einem vierköpfigen Expeditionsteam sowie ihrem Hund Lord startete Clärenore Stinnes am 27. Mai 1927 ihre Weltumrundung durch 23 Länder. Im Gepäck 128 hartgekochte Eier, Dynamit, Reservebenzin und jede Menge Werkzeug. Aufgrund der immensen Strapazen gaben zwei Expe ditionsteilnehmer auf; nur sie und ihr Kameramann Carl-Axel Söderström beendeten die Reise. Die Welt zu entdecken, war nicht nur Männern vorbehalten, Frauen zeigten ein ebensolches Interesse, sie mussten sich aber oft gegen familiäre Hindernisse durchsetzen und sich den Weg schon vor der Reise erkämpfen. Vielen dieser Frauen gemeinsam ist die Kindheit mit mehreren männlichen Geschwistern und einem sie fördernden Vater abseits weiblicher Erziehungsvorstellungen. Oft schob dem die Mutter, selbst mit der traditionellen Geschlechterrolle aufgewachsen, einen Riegel vor und verwies auf die einzuhaltenden weiblichen Tugenden. Unwillig fügten sich die Mädchen vorerst in ihre zugedachte Rolle, aber spätestens nach Ehe und Kindern brachen sie aus. Planerisches Know-how, Zielorientiertheit und ungeheure Strapazen auf sich nehmend, verfolgten diese Frauen ihren Lebensweg. Clärenore Stinnes wurde als drittes von sieben Kindern geboren. Ihr Vater Hugo Stinnes war ein Großindustrieller und Chef von bis zu 600.000 Mitar beiterInnen. Er wollte, dass seine Tochter im Betrieb an seiner Seite mitarbeitet: ein Unterfangen, das die Mutter nach dem Tod des Vaters 1924 zu unterbinden wusste. Anstelle der Industrie wartete auf sie die Straße, ob befestigt oder unbefestigt oder als Rennstrecke. So konnte sie bis 1927 auf 17 Rennsiege verweisen. Wie aber könnte sie Industrie und Reisen verbinden? Sie verwirklichte ihre Idee einer Weltreise mit einem Straßenfahrzeug, die sie mit Werbung für die deutsche Industrie kombinierte: Da ihre Familie die Finanzierung der Weltreise verweigerte, war sie auf fremde Hilfe angewiesen: Sie gewann Sponsoren(u. a. Bosch und Aral), die ihre Pläne mit 100.000 Reichsmark förderten. Auch versicherte sie sich der Unterstützung des Außenministeriums und der deutschen Auslandsvertretungen. Die Frankfurter Automobil-Werke stellten ihr das neueste Clärenore Stinnes, 1927 © Ullstein Bild – Taglichtmedia