39 von Galvez organisierten Trupp wurde das Auto gezogen, nachdem der Weg durch Felsenmassive freigesprengt worden war. An manchen Tagen konnten nur einige Meter fahrend zurückgelegt werden. Die Anstrengun­gen schwächten Söderström, er erkrankte und an ein Weiterkommen war zunächst nicht zu denken. Erst der von Stinnes bereitete Cocablättertee wirkteWunder. 5 Am 28. Mai 1929, zwei Jahre nach ihrem Start, wurden sie mit großer Be­geisterung in New York empfangen und von Präsident Hoover ins Weiße Haus eingeladen. 21 Rundfunkstationen übertrugen die fünfminütige Rede Clärenore Stinnes, die sich als emanzipierte Frau und Pionierin im erfolgs­verwöhnten Amerika feiern ließ. Am Automobil war alles bis auf den Motor repariert, geflickt und erneuert worden: die Reifen mit Kuhhäuten geflickt, die Ölwanne mittels mitgeführ ­tem Lötzinn und einer Blechplatte, die aus einem Benzintank geschnitten wurde, gedichtet, gebrochene Federn erneuert, der Auspuff gerichtet, die Achswelle repariert. Nach einer umfassenden Wartung trat der Adler 6S die Rückreise nach Eu­ropa an. Mit dem Schiff ging es nach Le Havre. Am 24. Juni 1929 erreichte das Paar Berlin, wo ihnen ein triumphaler Empfang beschert wurde. Aus ihrer filmischen Reisedokumentation entstand nun auch der FilmIm Auto durch zwei Welten, der 1931 im Berliner Ufa-Palast gezeigt wurde. Nach der Heirat mit Carl-Axel Söderström im Jahr 1930 hatten beide wei ­tere Expeditionsideen im Kopf, jedoch ließen sie sich auf ihrem Gutshof in Südschweden nieder, gründeten eine Familie und betreuten Pflegekinder. Stinnes blieb ihrer Leidenschaft, dem Autofahren, bis ins hohe Alter treu. DerStandard 6S der Frankfurter Adler-Werke, gefertigt in Massenproduk­tion, wurde zum Erfolgsmodell des in die Krise geratenen Automobilwerkes. In den 1920er-Jahren war Clärenore Stinnes der Inbegriff derNeuen Frau der Weimarer Republik. Für die Gleichstellung der Frauen kämpften gut organisierte bürgerliche und proletarische Frauenvereine, die sich in vielen Großstädten bildeten. Seit dem Ersten Weltkrieg wusste man, wie sehr man auf die Arbeitskraft von Frauen angewiesen war. Die politische Situation forcierte die Umsetzung der Forderung nach Gleichberechti­gung, Selbstbestimmung und politischer Teilhabe von Frauen. 2014 startete die Berliner Rennfahrerin Heidi Hetzer mit 77 Jahren in ihrem Oldtimer eine Weltreise, u. a. auf den Spuren von Clärenore Stinnes.