92 Berufsbild„QuartettfotografIn“? Wie in dieser Zeit in den Verlagen die Spiele konzipiert und zusammengestellt wurden, davon vermittelt ein Interview mit einem„Quartettfotografen“ für die Berliner Spielkarten GmbH einen Eindruck. Das Fotografieren für Quartettkarten war ein Nebenerwerb für FotografInnen, wie der Fotojournalist Thomas Dirk Heere im Interview schildert. Er arbeitete seit den 1970er-Jahren als freier Fotograf im Motorsport. Seine dynamischen Fotos verkaufte er unter anderem an das Magazin„Sport Auto“. Auf der Suche nach weiteren AbnehmerInnen für seine Fotografien stieß er fast zufällig auf die Berliner Spielkarten GmbH. Die Beauftragung durch den Verlag umfasste dabei nicht nur das Fotografieren, sondern die gesamte Konzep tion der Spiele. Heere begann also, bei seinen Fotoeinsätzen auf internationalen Rennstrecken auch die Teams der Rennfahrer nach den technischen Daten der Autos zu fragen. Überprüfen ließen sich, wie er sagt, die Daten nicht,„zumindest waren sie authentisch und realitätsnah.“ 46 Gezielt für die Karten fotografierte Heere, der mehr als 30 Spiele zusammenstellte, nur einmal auf einem Dragster-Rennen. Ansonsten waren die Fotos Nebenprodukte seiner Arbeit für Magazine. Die Auswahl der Motive für die Spiele erfolgte in Absprache mit dem Verlag und richtete sich teils recht pragmatisch danach, welche Bilder vorhanden und geeignet waren. 47 Wie die AutorInnen der anderen Quartettspiele dieser Zeit blieb Heere dabei anonym. Der Prozess der Konzeption und Zusammenstellung damaliger Spiele lässt sich heute folglich schwer nachvollziehen. PiatnikGeschäftsführer Dieter Strehl nimmt an, dass Aufträge zum Teil wie an Thomas Dirk Heere vergeben oder einfachere Spiele in den Verlagen selbst zusammengestellt wurden. 48 Lernspiele in der DDR In der DDR hielt sich dagegen das Sammelquartettspiel als Lernspiel dank des Thüringer Lehrmittelverlags Pößneck. Seit 1952 stellte Pößneck Quartettspiele her. Darunter waren zwar auch Fahrzeugquartette, im Mittelpunkt stand aber stets der pädagogische Aspekt. Wie bei früheren Lernspielen wurden renommierte IllustratorInnen engagiert. Die Illustrati onen für das Quartettspiel„Geschichte des Motorrads”(1986) stammen von dem Gebrauchsgrafiker Manfred Gottschall(1937–2015). Er entwarf neben Quartettspielen und Plakaten auch Briefmarken, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. 49 Doch nicht nur namhafte IllustratorInnen, sogar WissenschaftlerInnen finden sich unter den meist auf der Rückseite genann -
Dokument
Quartettspiele : Sortierungen eines Zeitvertreibs ;
[Sammelband] / Anne Biber, Anne-Katrin Ebert, Franz Rendl, Christian Stadelmann, Wolfgang Stritzinger, Thomas Winkler
Seite
92
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