135jedem – oder vielmehr jeder – auf Anhieb verständlich waren, wurden zumCode, der die Exklusivität des eigenen Zirkels sicherte.Mit dem Wandel des Spiels vom Ordnen und Sammeln von Quartetten hinzum Übertrumpfen des Gegners anhand von technischen Kennzahlen gingjedoch nicht unbedingt ein umfassenderes Verständnis der Funktionsweiseneines Automobils einher. Allenfalls wurde den jugendlichen Spielern damitdeutlich, dass die genannten Daten wichtig für das Ermessen der Leistungeines Automobils waren. Wie diese Daten sich gegenseitig bedingten, aberauch durch nicht genannte Faktoren(wie zum Beispiel die Masse der Fahrzeuge) beeinflusst wurden, erläuterten die Spielkarten nicht. Mit einem ge wissen Vorwissen waren wohl Rückschlüsse aus Abbildungen möglich, aberdie Arbeitsweise eines Automobils ließ sich über die Quartettkarten mitihren Abbildungen und Datenansammlungen allein nicht verstehen. So erscheint es wie eine Art Kommentar auf die Inhalte der Quartettkarten, wenneine Studie zur Automobilwerbung zu Beginn der 1970er-Jahre vermerkt:„Technische Merkmale sind gewiss auch reizvoll, doch ist das Automobilheute so kompliziert und vollkommen, dass der Durchschnittsfahrer sehrwenig von der Arbeitsweise seines Fahrzeugs versteht, ja, es interessiert ihngar nicht mehr, wie es funktioniert, was es leistet, ist ihm weit wichtiger.“33FazitAutomobile waren im Untersuchungszeitraum Konsumobjekte mit einemhohen Identifikationsgrad. Im Automobil-Quartett konnten Kinder auf derSchwelle zum Erwachsenwerden eigene Persönlichkeitszüge aus einemAngebot an Möglichkeiten auswählen und gewissermaßen im Trockenkurserproben. Das technische Artefakt Automobil diente der Selbstvergewisserung und Affirmation der eigenen Männlichkeit, die Welt der Automo biltypen und-marken der für die Pubertät typischen Auseinandersetzungmit den Fragen danach, wer man ist, wie einen andere sehen und was mansein möchte. Trotz des technischen Artefakts wäre es daher falsch, bei denAuto-Quartetten von einer Techniksozialisation im eigentlichen Sinn zusprechen. Es war vielmehr ein Angebot zur Identitätssuche und Selbstfindung an Jungen und junge Männer über einen sehr stark geschlechtlich,nämlich männlich konnotierten Gegenstand. Das„getarnte Lernen“ bezogsich anfänglich auf das Wiedererkennen von Automobilmarken und derenZuordnung zu Nationen. Eine erste Einordnung der bunten Konsumwelt derAutomobile inmitten der um sich greifenden Automobilisierung der späten1950er- und 1960er-Jahre war damit möglich. Marken und Nationen dienten