131925 gelingt es in den verschlüsselten Funkverkehr polnischer Fliegerverbände einzubrechen und tausende Funksprüche mitzulesen. Die deutscheFührung kann dadurch die meisten Standorte der polnischen Luftwaffeeruieren und erfährt von konkreten Aufrüstungsplänen. Als man in Warschau die Misere bemerkt, übt man sich in Schadensbegrenzung. Manversucht den Deutschen über Doppelagenten einen falschen Funkschlüssel unterzuschieben und funkt hunderte fingierte Botschaften, währenddie echte Korrespondenz per Kurier oder über sichere Telefonleitungenabgewickelt wird.Zur selben Zeit versucht ein Berliner Ingenieur namens Arthur Scherbiuseine von ihm konzipierte Maschine auf den Markt zu bringen, die einerelektrischen Schreibmaschine ähnelt. Ihre Funktion besteht aber nicht imNiederschreiben von Nachrichten, sondern darin, sie in Chiffren umzuwandeln, damit diese seitens Unbefugter nicht mitgelesen werden können.Bezeichnenderweise trägt sie den Namen„Enigma“, was auf Griechisch„Rätsel“ bedeutet. Nur der legitime Empfänger kann die chiffrierte Nachricht mithilfe einer identischen Maschine in Klartext rückwandeln. Währendeine frühe Ausführung noch behäbig und unhandlich und vor allem fürden Büro- oder Kanzleibetrieb konzipiert ist, hat ein batteriebetriebenesFolgemodell die Größe einer Reiseschreibmaschine. Es wiegt nur elf,zwölf Kilo, weil es keine Typenhebeln zur Niederschrift der Chiffren besitzt.Stattdessen hat es ein elektrisches Anzeigefeld mit 26 Lampen – je einefür jeden Buchstaben des Alphabets. Eingebaut in einen aufklappbarenHolzkoffer, erweist sich dieses Modell als gut transportierbar und auch fürmilitärischen Einsatz geeignet. Im Februar 1926 wird es bei der deutschenKriegsmarine eingeführt.Zwei Jahre danach ereignet sich in Wien ein bemerkenswerter Vorfall,nämlich die behördliche Unterdrückung eines einschlägigen Buches. Autorist Andreas Figl, ein früherer Chiffrierexperte der k. u. k. Armee, der nun inder Chiffrierabteilung des österreichischen Außenamts tätig ist. Figl hat imFrühjahr 1926 einen Band mit dem Titel Systeme des Chiffrierens herausgebracht, in dem er sich unter anderem mit der Enigma beschäftigt und indem er auch einen zweiten Band mit dem Titel Systeme des Dechiffrierensankündigt. Er verursacht damit Aufregung. Auf Intervention des österreichischen Heeresministeriums wird das in Druck befindliche Buch aus demVerkehr gezogen. Figl vermutet den Ursprung des Verbots bei der deutschen Generalität, die nun für das aufrüstende deutsche Heer ebenfallsauf die Enigma zurückgreift. Durch das Verbot soll wohl verhindert werden,dass spezielles Fachwissen um das Einbrechen in das Schlüsselverfahren ineine breite Öffentlichkeit gelangt. Allerdings ist die Enigma – ursprünglich