28 brisante Material in geheimer Mission nach Warschau, in die Metropole des Verbündeten Polen. Dort übergibt er es dem Leiter des polnischen Chiffrierbüros Gwido Langer. Es beginnt eine arbeitsteilige Kooperation, im Rahmen derer sich die französische Seite um zusätzliches geheim­dienstliches Material zur Enigma zu bemühen verspricht und die polnische um die Rekonstruktion der Maschine. Im Dezember 1932 erhält Rejewski die Enigma-Unterlagen ausgehändigt Kopien der von der deutschen Chiffrierstelle herausgegebenen Ge­brauchsanleitung, einer Schlüsselanleitung sowie der Tagesschlüssel für die Monate September und Oktober 1932. Das Material verspricht einen Durchbruch. So lässt die Gebrauchsanleitung den wichtigsten Unterschied zwischen der Heeres-Enigma und früher frei käuflichen zivilen Modellen deutlich werden auf einer Abbildung ist das Steckerbrett erkennbar. Nicht enthalten sind in den Unterlagen Angaben über die Verdrahtung der Walzen, die man für einen Nachbau der Enigma freilich braucht. Mittels der vorliegenden Schlüsseleinstellungen, einiger mathematischer The­oreme und vielen Chiffren aufgefangener deutscher Funksprüche ist es Rejewski dann aber möglich, die Walzenverdrahtung zu errechnen. Rejewski beschreibt die Enigma als Gleichung und ihre einzelnen Bau­gruppen wie das Steckerbrett, die Eingangswalze, die drei Schlüsselwalzen und die Umkehrwalze als Unbekannte. Da er davon ausgeht, dass für die Chiffrierung des lediglich aus sechs Stellen bestehenden Spruchschlüssels zumeist nur die rechte, immer drehende Walze maßgeblich ist, begreift er Drehungen der beiden anderen Walzen ihres seltenen Auftretens wegen als rechnerisch vernachlässigbar. Er fasst die mittlere und die linke Walze sowie die Umkehrwalze zu einer fixen, wenn auch unbekannten Größe zu ­sammen. Dadurch reduzieren sich die Unbekannten in der Gleichung und diese wird durch Einsetzen bekannter Werte lösbar. An Bekanntem kann er die aktuellen Steckerverbindungen einsetzen, die in den Spionageunterla­gen enthalten sind, sowie die charakteristischen Transformationen, die er aus erratenen Spruchschlüsseln des betreffenden Tages herleitet. Uner­wartete Schwierigkeiten bereitet ihm die Bestimmung der Fixverdrahtung zwischen Tastatur und Eingangswalze. Er versucht zunächst die Verdrah­tungsweise der früheren, zivilen Version der Enigma, bei der gemäß der Reihenfolge auf der Tastatur A mit Q, B mit W, C mit E usw. verbunden ist. Doch liegt er damit falsch. Nach erfolgloser Fehlersuche in seinen Glei­chungen probiert er die simpelste aller denkbaren Möglichkeiten aus und nimmt Verbindungen von A mit A, B mit B, C mit C usw. an, führt sämtliche Berechnungen neuerlich aus und kommt zu Klartext. Es ist kaum zu glau­ben, aber die triviale Verdrahtung bildet die Lösung. Die Konstrukteure der Enigma haben hier auf eine zusätzliche, fix verdrahtete Verwürfelung