46rekonstruieren und im Zuge dessen gleich auch die Steckerverbindungen zuidentifizieren. Danach liegt der Tagesschlüssel der Enigma offen.6Da im November 1938 in Pyry gleich sechs Bombas in Betrieb gehen, können Rejewski und seine Kollegen die sechs möglichen Walzenlagen parallelabarbeiten und alle Maschinenstellungen innerhalb von rund zwei Stundenprüfen. Sie haben die Enigma wieder unter ihre Kontrolle gebracht.Die Bomba-Methode funktioniert jedoch nur so lange, als die Zahl derSteckerverbindungen relativ niedrig ist. Eine allfällige Erhöhung durch diedeutsche Chiffrierstelle droht auch diese Methode wirkungslos werden zulassen. Rejewskis Kollege Henryk Zygalski arbeitet deshalb an einer Methode, die zwar ebenfalls auf Einserzyklen basiert, jedoch den Vorzug hat,von Steckerverbindungen unabhängig zu sein. Anders als die Bomba benutzt Zygalski Funksprüche mit beliebigen Einserzyklen, die entsprechendleichter zu finden sind. Er arbeitet auch nicht mit einer Maschine, sondernmit großen gelochten Kartonbögen. Er will für jede der sechs Walzenlageneinen Satz aus 26 Bögen produzieren, in die alle in der Maschinenperiodeder Enigma vorkommenden Einserzyklen gelocht werden. Auf jedem Bogen befindet sich eine Tabelle mit 26 Spalten für alle Drehstellungen einerder drei Walzen und 26 Zeilen für die Drehstellungen einer zweiten Walze(bei neutraler Ringstellung 01-01-01). Der erste Bogen eines Satzes entspricht der ersten Drehstellung der dritten Walze. Dort, wo die drei WalzenEinserzyklen erzeugen, sind in die Felder der Tabelle Löcher gestanzt. Fürdie weiteren Drehschritte der dritten Walze entstehen 25 analoge Lochbögen. Da ein solcher Satz an Bögen, wie erwähnt, nur eine einzige Walzenlage abbildet, bedarf es insgesamt sechs verschiedener Sätze.Grundsätzlich beruht Zygalskis Methode auf denselben Prinzipien wie jeneder Bomba. Auch hierbei werden die Grundstellungen aktueller Funksprüche aneinander ausgerichtet, um ihre Einserzyklen gemeinsam erscheinenzu lassen, allerdings durch Lochkartons auf einem Lichttisch. Nachdemaber auch Zygalski weder die Lage der Walzen noch die Ringstellungenkennt, also auch nicht sagen kann, wo die Grundstellungen der Funksprücheinnerhalb der Maschinenperiode liegen, muss er seine Suche auf gut Glückbeginnen. Er startet mit einem beliebigen Kartonbogen. Lautet die Grundstellung des ersten untersuchten Spruchschlüssels etwa C-B-A, nimmt erder Einfachheit halber den Bogen C eines Kartensatzes und legt ihn aufden Lichttisch. Für die Grundstellung des nächsten Spruchs – E-F-F –muss er dann den Bogen E um vier Zeilen(von B auf F) nach oben und umfünf Spalten(von A auf F) nach links verschoben darüber legen. Infolgedieser Ausrichtung kommen die gemeinsamen Einserzyklen übereinander6Siehe im Abschnitt Kryptologie das Kapitel Maschinenpower: Bomba