105 Rooms, drängt seit geraumer Zeit darauf, sich entzifferter Funksprüche zu bedienen, um gezielt die deutschen Versorgungsboote zu bekämpfen, in denen er eine Schwachstelle der deutschen U-Boot-Waffe erkennt. Dönitz ist nicht ganz ahnungslos. Laut einer Meldung eines Agenten bei der US Navy sei der Funkverkehr seiner U-Boote während der vergan­genen Monate mitgelesen worden. Während die zuständigen Stellen der deutschen Kriegsmarine Derartiges nach wie vor für ausgeschlossen halten, sieht er sich in seinem Verdacht bestätigt. Denn während von den zwanzig Versorgungstreffen auf See im Juni und Juli dreizehn störungslos verlaufen sind, wurden sämtliche zehn Treffen zwischen dem 3. und 11. August gestört. Irgendwann zwischen dem 23. Juli, der Ausgabe eines neuen Stichworts, und dem 11. August, dem Datum seiner Ersetzung, müsse ein Einbruch in den aktuellen Schlüssel erfolgt sein. Als unmittelbare Gegenmaßnahme lässt er die Art der Positionsüber­mittlung ändern. Um die möglicherweise enttarnten Planquadrate nicht mehr benutzen zu müssen, erhalten die Kommandanten auslaufender U-Boote versiegelte Umschläge ausgehändigt, die ausgewählte geo­grafische Bezugspunkte mit willkürlichen Namen enthalten. Die U-Boote sollen fortan ihre Standorte durch Angabe von Entfernung und Richtung in Relation zu diesen Punkten übermitteln. Damit lässt sich das Problem jedoch nicht lösen. Abgesehen von der Aufrüstung des kryptologischen Arsenals, die die Alliierten konsequent betreiben, sind es schwere Fehler seitens der deut­schen U-Boot-Führung selbst, die den Niedergang herbeiführen. So lässt sie Befehle und Informationen allgemeiner Natur etwa zu an Bord befind ­lichen Dokumenten, neuen Waffensystemen der Alliierten oder speziellen Erfahrungen einzelner U-Boote in der Art von Rundbriefen in unterschied­lichen Schlüsselkreisen versenden. Solche Sprüche ergehen im Vierwal­zenschlüssel Shark an U-Boote im Atlantik und werden in verschiedenen Dreiwalzenschlüsseln weitergesendet für U-Boote in der Arktis, in der Baltischen See oder im Mittelmeer. Diese fahrlässige Praxis des Funkens wortgleicher Botschaften mit unterschiedlichen Schlüsseln in Bletchley ParkReenciphering oderReencoding genannt verschafft den Briten eine verlässliche Einbruchsmethode. Sie können die Dreiwalzenschlüs­sel mit ihren herkömmlichen Bombes knacken und aus den entzifferten Sprüchen die nötigen Cribs zum Brechen der Vierwalzenschlüssel auf ihren ersten beiden Vierwalzen-Bombes gewinnen. Bletchley Park verfügt mittlerweile über gut geschultes Personal, ausgefeil­te Methoden und hochspezielles Gerät und damit über eine strategische Überlegenheit, die so manchen Fortschritt auf deutscher Seite umgehend