121 Bilder einer Stadtverwandlung Die Fotografien zum Bau der Wiener Stadtbahn sind UNESCO-Dokumentenerbe Carla Camilleri Eine faszinierende Fotodokumentation zum Bau der Wiener Stadtbahn aus dem Archiv des Technischen Museums Wien wurde am 14. September 2018 in das nationale UNESCO-DokumentenregisterMemory of Austria aufgenommen. Der Bau der Wiener Stadtbahn veränderte das Stadtbild umfassend und nachhaltig. Trotz der Größe des Projekts sind vergleichsweise wenige Auf­nahmen der Baustelle erhalten. Offenbar verzichteten die für die Bauaus­führung verantwortlichen k. k. österreichischen Staatseisenbahnen auf eine systematische Dokumentation der Arbeiten. Dies macht die historischen Fotografien, die zwischen 1894 und 1897 unter der Leitung von Oberinge­nieur Albert Stächelin angefertigt wurden, umso kostbarer. Die Bilder dokumentieren eindrucksvoll die Stadtentwicklung um die Jahrhundertwende. In den Jahren 1890/92 wurden die Vororte Wiens außerhalb des Linienwalls einer obsolet gewordenen Befestigungsanla­ge in die Stadt eingemeindet(Bezirke 11 bis 19). So wurde Wien flächen­mäßig die zweitgrößte Metropole Europas und die Bevölkerung stieg auf 1.360.000 an. 1 Durch diese zweite Stadterweiterung wurde der Ausbau eines modernen städtischen Schnellverkehrssystems unumgänglich. Der 1847 in Istein(Deutschland) geborene Ingenieur Albert Stächelin war seit den 1870er-Jahren bei den k. k. österreichischen Staatseisenbahnen beschäftigt. Ab 1893 arbeitete er als Geometer am Bauprojekt der Wiener Stadtbahn für die Gürtellinie mit; 1894 wurde er zum Oberingenieur beför­dert. 2 Das Stadtbahn-Projekt dürfte Stächelin zutiefst fasziniert haben. Be­reits 1900, zwei Jahre nach der Eröffnung, erschien der BildbandDie alten Linien Wiens 1891. Nach eigenen Aquarellen und Zeichnungen von Albert Stächelin, der von der Stadt Wien mit 2000 Gulden subventioniert wurde. 3 Als Inspiration und Vorlage für einige seiner Buchillustrationen verwendete Stächelin ausgewählte Dokumentationsaufnahmen des Stadtbahnbaues.