122Mit dieser Publikation wollte der Autor das Aussehen der Stadt entlangdes ehemaligen Linienwalls vor dem Bau der modernen Verkehrsanlagefür die Nachwelt dokumentieren. So formuliert Stächelin im Vorwort seineIntention:„An derselben Stätte[...], wo einst Tausende von opfermuthigen Bürgernin hastiger Eile die Wälle zum Schutze ihrer bedrohten Vaterstadt in’sLeben gerufen[den Linienwall], regten sich nunmehr wiederum Tausende fleißiger Hände, um an Stelle der einstigen Befestigungswerke einneues Band zu schaffen, welches bestimmt ist, dem wirthschaftlichen undgesellschaftlichen Leben der altehrwürdigen Reichshaupt- und Residenzstadt einen jugendfrischen, kraftvollen Impuls zu verleihen, dessen sie nurallzulange schon entrathen musste.Wir meinen den Bau der Wiener Stadtbahn, deren Vollendung einengewaltigen Umschwung im gesammten Verkehrsleben Wiens mit sichbringen wird.Der innige, untrennbare Zusammenhang, welcher zwischen diesem großartig veranlagten Bauwerke und der Aufhebung der Linienwalle besteht,hat den Verfasser dieses Werkes veranlasst mit Pinsel und Feder jene alten‚Linien’ festzuhalten, welche durch nahezu zwei Jahrhunderte hindurchein Wahrzeichen des alten Wien bildeten und nunmehr dem Untergangegeweiht erscheinen.“4Beinahe zeitgleich mit dieser Veröffentlichung, zwischen 1900 und 1902,gelangte ein eindrucksvolles Konvolut mit den Fotografien zum Stadtbahnbau, aufgenommen unter der Leitung von Albert Stächelin, in dask. k. historische Museum der österreichischen Eisenbahnen, das 1914 indas Technische Museum Wien übersiedelte. Der über 50 Bilder umfassende Bestand wurde vermutlich von Stächelin persönlich dem Museumübergeben, um die Baudokumentation für zukünftige Generationen zubewahren.5Das Bildmaterial zeigt einen streckenweise kaum wiederzuerkennenden Stadtraum. Alle Fotografien sind auf Untersatzkarton montiert, mithandschriftlichen Titeln und Datierung versehen sowie mehrheitlich vonStächelin eigenhändig signiert. Aufgrund der detaillierten Beschriftungenund aufwendigen Montagen, insbesondere bei den mehrteiligen Panoramaaufnahmen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Abzüge für Präsentationszwecke angefertigt wurden. Ob und wo ausgewählte Fotografien derÖffentlichkeit präsentiert wurden, ließ sich trotz eingehender Recherchennicht mehr rekonstruieren.