62 29 Die Kamera, die jederman bedienen kann, 1889 den müssen, sondern, dass das von Eastmans Firma – ab 1889 heißt sie schlicht The Eastman Company – erledigt wird. Ist der Film belichtet, wird die ganze Kamera an die Firma geschickt, wo der Film entnommen, entwickelt und ein neuer Film eingelegt wird. Dieses aufwendige Prozedere hat seinen Grund darin, dass das Filmwechseln behutsam unter Lichtabschluss erfolgen muss und das Entwickeln noch recht kompliziert ist, was man dem ungeübten Dilettanten tunlichst erspart. Zusammen mit den fertigen Aufnahmen, die auf Kartonplättchen geklebt werden, wird die mit frischem Film geladene Kamera dann an den Besitzer zurückgesendet. Entsprechend lautet der Werbeslogan: „You press the button, we do the rest.“ Es ist dies die erklärte Unternehmensphilosophie von Kodak, den untalentiertesten Dilettanten davon zu überzeugen, dass auch er fotografieren kann. Plakate aus dem Jahr 1890 mit dem Kodak Girl, das mit einer KodakBoxkamera Bilder von der ganzen Welt schießt, sollen gezielt Frauen ansprechen. Werbeslogans wie „Anybody can use it“ oder„ Photography reduced to three motions“ streichen die Bedienungsfreundlichkeit der KodakKameras heraus. Geworben wird mit dem Argument, man möge doch persönliche Erinnerungen nicht einfach verblassen lassen, sondern sie auf Film bannen, um so für immer darüber zu verfügen. Freilich geht es Kodak vor allem darum, möglichst viele Kameras und Filme abzusetzen. Kodak bietet alsbald mehrere Kameramodelle an, in unterschiedlichen Größen mit unterschiedlichen Bildgrößen, wenngleich zunächst alle mit Rollfilm. Die Palette reicht vom kleinsten und einfachsten Modell Kodak No. 1 bis zu Kodak No. 5. Das Modell No. 1 ist ein richtiger Schnellschussapparat. Da es über keinen Sucher verfügt, muss der Fotograf grob die Richtung
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Es werde Bild! : Geschichte der Fotokamera / Wolfgang Pensold, Eva Tamara Asboth, Otmar Moritsch
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