25Die KlavierbauerinMaria Anna(Nannette) Streicher(02. 01. 1769 bis 16. 01. 1833)Die netzwerkende Meisterin der Instrumente„Wir haben zwar gute Instrumentenbauer hier, allein berühmt sind sienicht“1, so die Antwort Kaiser Franz II. auf die Bitte Nannette Steins undihres Bruders Matthäus Andreas für eine Konzession zur Herstellung vonKlavieren in Wien. Mittels Hofdekret wurde ihnen diese am 17. Januar 1794ausgestellt.Die in Augsburg als sechstes Kind des Orgel- und Klavierbauers JohannAndreas Stein geborene Nannette erhielt schon im zarten KindesalterKlavier- und Gesangsunterricht von ihrem Vater. Bereits mit sieben Jahrengab sie in der Augsburger Patrizierstube ein Klavierkonzert, das ihr alsAnerkennung eine Medaille einbrachte, und mit acht Jahren spielte sie mitWolfgang Amadeus Mozart und ihrem Vater Mozarts Tripelkonzert. ZehnJahre später lernte sie Ludwig van Beethoven kennen, mit dem sie bisan ihr Lebensende eng befreundet war. Er besaß nicht nur StreicherscheInstrumente, sondern konsultierte Nannette in Erziehungs- und Haushaltsfragen, nachdem er die Vormundschaft für seinen Neffen übernommenhatte. Nannettes Sohn Johann Baptist(1796–1871) musste oft die vonseiner Mutter gestopfte Wäsche zum schon relativ betagten und unterseiner Schwerhörigkeit leidenden Beethoven bringen. Eine Geschichte,die innerhalb der Familie Streicher über Generationen hinweg immergerne weitergegeben wurde.Ihr Vater erkannte schon früh die Notwendigkeit, auch seine Tochter imKlavierbau zu unterweisen. Das kam ihr nach dem Tode des Vaters 1792sehr zugute, als es galt, das Unternehmen weiterzuführen.„So war esmöglich, dass sie(…) die Bearbeitung der Fortepianos selbst übernehmen, und seit neun Jahren mit männlichem Geist selbst fortführenkonnte.“2Das schrieb ein Wiener Korrespondent 1802 in der„Allgemeinen Leipziger Zeitung“. 1794 heiratete sie Johann Andreas Streicher,selbst Musiker und ein sehr guter Freund Friedrich Schillers, und überAbbildung von Nannette Streicher aus der Zeitschrift„Die Gartenlaube“(Leipzig, 1880)